Süddeutsche Zeitung

Einkaufszentrum in Nairobi:Terroristen sollen Anschlag wochenlang geplant haben

Lesezeit: 2 min

Kenia fahndet nach den Hintermännern: Nach dem Terrorangriff in Nairobi nimmt die Polizei auf dem Flughafen einen verdächtigen Briten fest. Die Angreifer sollen schon Tage vor der Attacke Waffen in das Einkaufszentrum geschmuggelt haben.

Die Angreifer auf das Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi waren offenbar außerordentlich gut vorbereitet. Wie die New York Times unter Berufung auf US-Sicherheitskreise berichtet, sei die Attacke mit bisher fast 70 Toten wochen- oder monatelang geplant und sogar geprobt worden. Eine Gruppe englischsprachiger Ausländer sei sorgsam für den Angriff ausgewählt worden.

Zudem sollen die Terroristen über detaillierte Baupläne bis hin zu den Lüftungsschächten verfügt haben. Nur Tage vor dem Überfall hätten sie dann Maschinengewehre mitsamt Munitionsgürteln in einem Geschäft des Gebäudes versteckt. Dabei soll ein Mitarbeiter des Ladens geholfen haben. Einer der Angreifer soll sogar Zivilkleidung versteckt haben, um sich damit später unter die Flüchtenden zu mischen.

Verdächtiger Brite

Nach dem Ende des Geiseldramas am Mittwochmorgen nahm die kenianische Polizei einen weiteren Verdächtigen fest. Die Beamten stoppten einen Briten mit somalischen Wurzeln auf dem Flughafen der Hauptstadt. Dem Telegraph zufolge wollte er das Land mit einer Maschine der Turkish Airlines in Richtung London verlassen.

Der 35-Jährige war den Sicherheitskräften aufgefallen, weil sein Gesicht Spuren einer Schlägerei aufwies und er eine Sonnenbrille trug. Das britische Außenministerium bestätigte die Festnahme, ohne aber anzugeben, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Die Regierung habe "Kontakt, um die übliche konsularische Hilfe anzubieten", sagte eine Ministeriumssprecherin.

Offenbar befürchten die Sicherheitskräfte, dass einige der Al-Schabaab-Kämpfer aus dem Gebäude entkommen sein könnten. So könnten sich Terroristen als Geiseln verkleidet aus dem umkämpften Einkaufszentrum gestohlen haben.

"Besiegt und gedemütigt"

Fast 80 Stunden lang hatte sich der Terrorangriff von islamistischen Al-Schabaab-Kämpfern in der kenianischen Hauptstadt hingezogen. Am Dienstagabend dann erklärte Kenias Staatspräsident den Angriff nach fast vier Tagen für beendet. "Wir haben die Angreifer besiegt und gedemütigt", erklärte Uhuru Kenyatta in einer Fernsehansprache. "Unsere Verluste sind immens", sagte er.

Unter den Opfern seien 61 Zivilisten und sechs Sicherheitskräfte. Fünf Geiselnehmer seien getötet worden. Noch seien nicht alle Opfer geborgen, fügte Kenyatta hinzu. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden bei dem Angriff auch bis zu 200 Menschen verletzt. Mindestens 16 Ausländer wurden nach kenianischen Behördenangaben getötet. Elf Verdächtige seien inhaftiert worden.

Al-Schabaab meldet 137 Tote

Die Al-Schabaab-Miliz sprach dagegen von 137 toten Geiseln. Dafür seien allein Kenias Staatschef Kenyatta und seine Regierung verantwortlich, erklärte die somalische Islamistengruppe im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Gruppe warf der kenianischen Armee vor, den Teileinsturzes des Gebäudedachs verursacht zu haben.

Ein zehn- bis 15-köpfiges Kommando der Al-Schabaab-Miliz hatte das bei begüterten Kenianern und Ausländern beliebte Einkaufszentrum am Samstag überfallen. Maskierte Milizionäre schossen mit Maschinengewehren und warfen Granaten. Anschließend verschanzten sie sich mit Geiseln in dem Gebäude und lieferten sich tagelang Gefechte mit Sicherheitskräften. Als Grund für den Angriff nannten sie Kenias Militärintervention gegen die al-Schabaab im benachbarten Somalia.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1780149
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/AFP/jasch
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.