Süddeutsche Zeitung

Dschibuti:"Drohungen gegen Rau waren nicht ernst zu nehmen"

Die Regierung von Dschibuti hat die Seriosität von Drohungen gegen Bundespräsident Johannes Rau in Zweifel gezogen. Nach den vorliegenden Informationen könne er "mit absoluter Überzeugung sagen, dass die Drohungen gegen Präsident Rau nicht ernst zu nehmen waren", sagte der Sprecher des dschibutischen Außenministeriums, Zyad Doualeh.

Er sei "erstaunt" über Raus Entscheidung, seine Afrika-Reise abzubrechen und auf einen geplanten Abstecher nach Dschibuti zu verzichten.

Die Bundesregierung nahm die Anschlagsdrohungen gegen Rau dagegen sehr ernst: "Wir haben die Hinweise sehr genau geprüft", sagte Innenminister Schily in der ARD. Das Ergebnis sei gewesen, "dass wir dem Bundespräsidenten empfohlen haben, die Reise nach Dschibuti nicht anzutreten".

Rau wollte als letzte Station seiner achttägigen Reise die deutschen Truppen in Dschibuti besuchen, die dort am Anti-Terror-Einsatz "Enduring Freedom" teilnehmen.

Rau: Will mir Reisepläne nicht von Terroristen diktieren lassen

Islamistische Kreise hätten dem Bundesnachrichtendienst zufolge einen Mordanschlag auf Rau vorbereitet. Nach Informationen des ZDF sollte die Wagenkolonne Raus in Dschibuti etwa mit Raketen angegriffen werden. Damit sollte "der führende Repräsentant eines westlichen Staates getroffen werden".

In einer persönlichen Erklärung bedauerte Rau die Absage: "Ich will meine Reisepläne auch in Zukunft nicht von Terroristen diktieren lassen." Er habe sich aber davon überzeugen lassen, dass ein Festhalten am Besuchsprogramm "viele Menschen in erhebliche Gefahr gebracht hätte", erklärte er.

Dieses Risiko sei angesichts der ohnehin gefährlichen Arbeit der deutschen Soldaten nicht zu vertreten. Den Soldaten dankte er ausdrücklich für deren Beitrag für die Friedenssicherung. Rau wollte auf der Fregatte "Augsburg" den vor Dschibuti im Rahmen des weltweiten Anti-Terrorkampfes stationierten deutschen Soldaten für ihren Einsatz danken.

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