Süddeutsche Zeitung

Chinesischer Aktionskünstler:Großbritannien verweigert Ai Weiwei Geschäftsvisum

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Der regierungskritische chinesische Künstler Ai Weiwei erhält kein Geschäftsvisum zur Einreise nach Großbritannien. Die britische Botschaft verweigert ihm den geplanten Aufenthalt von sechs Monaten. Die Behörden behaupten, Ai Weiwei habe in seinem Visa-Antrag gelogen. Die Frage, ob er vorbestraft sei, beantwortete der Künstler im Antrag mit Nein. Die britische Botschaft in Peking begründet die Absage in einem Schreiben: "Es ist öffentlich bekannt, dass Sie in China strafrechtlich verurteilt wurden", heißt es im Brief, den Ai Weiwei heute auf Instagram gestellt hat.

In einer separaten Erklärung - ebenfalls auf Instagram - schreibt der Künstler, dass er nie eines Verbrechens angeklagt, geschweige denn strafrechtlich verurteilt wurde. Menschenrechtler aus mehreren Ländern verurteilen die Absage. Eine chinesische Mitarbeiterin der in den USA ansässigen Organisation Human Rights Watch, Maya Wang, hielt den britischen Behörden vor, sie hätten ihre "Hausaufgaben nicht gemacht". Liu Xiaoyuan, ein Anwalt für Menschenrechte, sagte dem Guardian, dass er diesen "lächerlichen Entscheid" nicht nachvollziehen könne. Schließlich sei Ai Weiwei in China nie vor Gericht gestanden.

Ihm droht ein Einreiseverbot von zehn Jahren

Der weltweit bekannteste chinesische Künstler und Regimekritiker war 2011 auf dem Weg nach Hongkong wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen von der Polizei festgenommen worden. Nach 81 Tagen in Einzelhaft kam er wieder auf freien Fuß. Danach stand er unter Hausarrest. Sein Pass wurde einbehalten. Angeklagt oder verurteilt wurde er allerdings nie, wie auch die Financial Times schreibt.

Eigentlich wollte Ai Weiwei im September seine Ausstellung in der Royal Academy of Arts in London persönlich eröffnen. Die Absage gefährdet nun seinen Auftritt. Ganz ausgeschlossen ist er allerdings nicht. Die britischen Behörden lehnten zwar ein Geschäftsvisum für sechs Monate ab, bewilligten dem Künstler aber ein Kurzvisum von 20 Tagen. Das sei aber eine "Ausnahme", wie es im Schreiben heißt. Sollte sein nächster Antrag wieder nicht korrekt ausgefüllt sein, drohe dem Künstler ein Einreiseverbot von zehn Jahren. Ob Ai Weiwei trotzdem nach Großbritannien reist, darüber machte der Künstler keine Angaben.

Erst vor einer Woche hatte Ai Weiwei nach mehr als vier Jahren seinen Reisepass von den chinesischen Behörden zurückerhalten. Am Montag wurde bekannt, dass der 57-Jährige demnächst auch nach Deutschland reisen wird. Das Visum hat er bereits erhalten.

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