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China: Inhaftierter Kritiker:Ai Weiwei darf erstmals Ehefrau treffen

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Seit Anfang April wird Ai Weiwei von den chinesischen Behörden an einem unbekannten Ort festgehalten. Nun durfte der Künstler zum ersten Mal seine Familie sehen. Er soll ihm gesundheitlich gutgehen.

Nach sechswöchiger Isolation haben die chinesischen Behörden dem inhaftierten Künstler und Systemkritiker Ai Weiwei ein Treffen mit seiner Frau ermöglicht. Die kurze Begegnung Ais mit Lu Qing habe am Sonntag stattgefunden, teilte die Mutter des Künstlers mit. Ihr Sohn habe erklärt, in der Haft nicht misshandelt oder gefoltert worden zu sein. "Es geht ihm gesundheitlich gut", berichtete auch seine Schwester Gao Ge. Seine Haftbedingungen seien gut.

Der genaue Ort des Treffens wurde nicht bekanntgegeben, es handelte sich jedoch nicht um ein Gefängnis der Polizei. Der Staat wirft Ai Weiwei Wirtschaftsvergehen vor, was aus Sicht seiner Familie nur ein Vorwand für seine Inhaftierung ist. Nach Angaben von Gao Ge ist unklar, ob ihr Bruder über die Vorwürfe gegen ihn informiert ist. "Wir wissen nicht, ob Ai Weiwei es weiß."

Seine Frau habe schon lange um einen Besuch gebeten, sagte sie weiter. Am Sonntagnachmittag sei sie aufgefordert worden, zur Polizeistation zu kommen. Von dort sei sie überraschend in einem Fahrzeug zu dem Treffen gebracht worden, ohne aber sehen zu können, wohin die Fahrt ging. Die Zeit für den Besuch sei kurz gewesen, so hätten sie vor allem über die Familie gesprochen. Dass Lu Qing ihren Mann habe sehen können, sei ein Gnadenerweis des Staates, sagte Ais Mutter.

Der international anerkannte Künstler und prominente Kritiker Ai Weiwei war Anfang April auf dem internationalen Flughafen von Peking festgenommen worden, als er über Hongkong nach Deutschland reisen wollte. Nach amtlichen chinesischen Angaben werden dem Kritiker des kommunistischen Machtsystems nicht näher bezeichnete Steuervergehen angelastet.

Seine Verhaftung, die Teil einer Welle der Repression gegen kritische Intellektuelle und Künstler in China ist, hatte weltweit Proteste ausgelöst. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy dürfte den Fall bei seinem Chinabesuch in dieser Woche vorbringen.

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dpa/Reuters/AFP/afis
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