Süddeutsche Zeitung

Ceuta:Hunderte Migranten überwinden Grenzzaun zu spanischer Exklave

Lesezeit: 1 min

In Marokko versuchten am Donnerstagmorgen mehrere hundert Migranten in die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta und damit in die EU zu gelangen. Die Vertretung der spanischen Regierung in Ceuta teilte mit, die Grenzbeamten seien kurz vor Sonnenaufgang überrumpelt worden, als Hunderte Menschen die gut sechs Meter hohen doppelten Grenzzäune überwanden und EU-Gebiet erreichten. Spanische Medien berichten, die Migranten hätten dafür einen toten Winkel der Überwachungskameras an den 8,4 Kilometer langen Zäunen ausgenutzt.

Insgesamt sollen so mehr als 600 Menschen über die Grenze gekommen sein. Hunderte weitere seien von spanischen und marokkanischen Beamten daran gehindert worden, berichten Medien. Dabei seien die Migranten - mehrheitlich junge Männer aus westafrikanischen Ländern - so "brutal wie noch nie zuvor" vorgegangen, wurde ein Polizeisprecher von der Nachrichtenagentur Europa Press zitiert. Sie hätten die Beamten unter anderem mit Stöcken, Blechscheren und sogar aus Plastikflaschen selbstgebauten Flammenwerfern attackiert, hieß es weiter. Auch Kettensägen seien eingesetzt worden, um die Zäune zu durchschneiden.

Spanien könnte zum neuen Hauptziel für Migranten werden

Dem Roten Kreuz in Ceuta zufolge sollen auf beiden Seiten mehrere Menschen verletzt worden sein. Demnach habe man 592 Migranten und 22 Polizisten ärztlich versorgt, teilte die Organisation auf Twitter mit. Einige seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Den Berichten zufolge liefen die meisten der Migranten nach der erfolgreichen Überwindung in das Erstaufnahmezentrum der Stadt. Dieses soll aber bereits zuvor überfüllt gewesen sein. Verschiedene Organisationen kritisieren zudem, dass die Migranten dort teilweise über ein Jahr lang ausharren müssen, bis sie weiter aufs Festland dürfen. Menschenrechtler berichten von Misshandlungen und Diskriminierung.

Versuch über die Grenzzäune der spanischen Exklave europäischen Boden zu erreichen, kommen immer wieder vor. In diesem Fall soll es sich spanischen Medien zufolge, aber um einen der größten Anstürme der jüngsten Zeit auf die Exklave gehandelt haben.

Ceuta liegt an der Meerenge von Gibraltar und ist eine von zwei Exklaven Spaniens in Nordafrika. Das Land hatte bislang wenig Flüchtlinge angezogen. Das könnte sich angesichts der politischen Linie Italiens, keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, nun aber ändern. Erst vor wenigen Tagen hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitgeteilt, dass Spanien zum neuen Hauptziel der illegalen Migranten geworden sei. Seit Jahresanfang seien mehr als 22 700 Flüchtlinge über die westliche Mittelmeer-Route in Europa angekommen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4071679
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/afp/ankl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.