Süddeutsche Zeitung

Bundeswehr:Ansichtssache

Kritik an Schiffen der Marine: Der Bundesrechnungshof wirft dem Verteidigungsministerium geschönte Daten zum Zustand von Waffensystemen auf Korvetten vor. Aus militärischer Sicht seien die Schiffe einsatzbereit, hält das Ministerium dagegen.

Wann ist eigentlich ein Schiff der Marine einsatzbereit und wann nicht? Darüber gibt es einen Dissens zwischen dem Bundesrechnungshof und der Bundeswehr.

In einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags wirft die Kontrollbehörde dem Verteidigungsministerium (BMVg) vor, es liefere den Abgeordneten geschönte Daten zum Zustand der Waffensysteme. Wörtlich heißt es: "Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes geht aus den Berichten des BMVg derzeit nicht hinreichend deutlich hervor, dass einige Waffensysteme nur eingeschränkt einsatzbereit sind." So seien etwa Korvetten der Klasse 130 als einsatzbereit bewertet worden, "obwohl diese lange Zeit nicht über einsatzbereite Lenkflugkörper verfügten", heißt es im Bericht weiter. Und bis heute fehle die Aufklärungsdrohne, ohne die das Waffensystem nicht seine volle Leistung erbringen könne.

Das Ministerium trat der Darstellung am Wochenende entgegen. Ein Sprecher erklärte, ein Schiff sei aus militärischer Sicht einsatzbereit, wenn es für einen bestimmten Zweck die notwendige Ausrüstung und Bewaffnung besitze. So würden etwa Schiffe, die für die Operation "Sophia" zur Rettung von Flüchtlingen und Aufklärung von Schleuser-Netzwerken im Mittelmeer vorgesehen seien, als einsatzbereit bezeichnet, auch wenn sie keine Lenkflugkörper an Bord hätten. Die Aussage, die Marine könne internationale Zusagen nicht erfüllen, sei "vollkommen falsch", fügte der Ministeriumssprecher hinzu.

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Quelle:
SZ vom 28.05.2018 / dpa
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