Süddeutsche Zeitung

Bosnien-Herzegowina:Armee errichtet Zelte für Geflüchtete im Elendslager Lipa

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Eigentlich hätten sie wegen der Kälte in wetterfeste Unterkünfte kommen sollen. Jetzt müssen Hunderte Menschen doch zurück in das alte Lager - das teilweise abgebrannt ist.

Nach der gescheiterten Verlegung von Hunderten Flüchtlingen in feste Unterkünfte im Landesinneren hat die bosnische Armee nun doch damit begonnen, im Elendslager Lipa im Nordwesten des Landes Zelte zu errichten. Die Menschen sollen nun weiter in dem eigentlich geräumten und teilweise abgebrannten Camp 25 Kilometer südöstlich der Stadt Bihać bleiben, berichteten mehrere Medien unabhängig voneinander am Freitag.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hatte das Lager vor anderthalb Wochen geschlossen, weil die bosnischen Behörden ihre Zusagen nicht eingehalten hatten, es winterfest zu machen. Die Geflüchteten und Migranten hätten in eine ehemalige Armeekaserne bei Sarajevo gebracht werden sollen. Proteste lokaler Politiker und Bürger hatten jedoch verhindert, dass die Busse mit den Migranten überhaupt erst dorthin abfuhren.

Zuvor hatten einige der Bewohner bei der Räumung des Lagers aus Wut Zelte und Container in Brand gesetzt. Die Migranten blieben seitdem unter winterlichen Wetterverhältnissen unter freiem Himmel. Nachts hat es dort momentan etwa null Grad. Hilfsorganisationen versorgen die Geflüchteten in dem unwirtlichen Gelände notdürftig mit Lebensmitteln.

Auch das alte Lager Bira bleibt geschlossen

Auch die von der EU-Kommission unterstützte Idee, das Lager Bira im Ortsgebiet von Bihać wieder zu öffnen, scheiterte am Widerstand der lokalen Politik. Dort waren die Migranten untergebracht, ehe sie wegen Protesten aus der Bevölkerung im vergangenen September nach Lipa gebracht wurden.

Wegen der unmittelbaren Nähe zum EU-Land Kroatien üben Bihać und der Kanton Una-Sana eine starke Anziehungskraft auf Geflüchtete und Migranten aus. In Bosnien hat sich die Stimmung in der Bevölkerung gegen die Migranten gewendet, seitdem das Balkanland zum Durchzugsgebiet auf der sogenannten Balkanroute wurde. Die Migranten wollen zwar nicht in Bosnien bleiben. Tausende von ihnen sitzen aber dort fest, weil es ihnen bislang nicht gelang, über die "grüne" Grenze nach Kroatien zu gelangen.

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