Süddeutsche Zeitung

USA:Lieber Georgia als Trump

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Der als möglicher neuer Stabschef von US-Präsident Donald Trump gehandelte Nick Ayers wird den Posten nicht übernehmen. Stattdessen kündigte der derzeitige Stabschef von Vize-Präsident Mike Pence an, das Weiße Haus zu Jahresende zu verlassen. Ayers dankte Trump und Pence für die "Ehre", dem Land im Weißen Haus gedient haben zu dürfen, und erklärte, künftig mit Trumps Wahlkampfteam zusammenarbeiten zu wollen.

Der US-Präsident hatte am Samstag angekündigt, dass John Kelly seinen Posten Ende des Jahres räumen werde. Der 36-jährige Ayers galt als Favorit für Kellys Nachfolge. Ihm wurden schon länger Ambitionen nachgesagt, Kelly beerben zu wollen. Trump soll ihm den Job vor einigen Wochen auf einer Wahlparty im Weißen Haus angeboten haben. Allerdings wollte Ayers den Job offenbar nur übergangsweise machen. Er plant, zu Beginn des Sommers mit seiner Familie zurück nach Georgia zu ziehen. Außerdem soll er Interesse daran haben, eines Tages Gouverneur von Georgia zu werden und wollte diese Ambitionen möglicherweise nicht zurückstellen.

Die Washington Post berichtete, Ayers sei wegen der schwierigen Erfahrungen von Kelly und dessen Vorgänger Reince Priebus "skeptisch" gewesen, was den Posten des Stabschefs angehe. Trump wiederum soll wütend darüber gewesen sein, dass sich Ayers nicht bis zum Wahljahr 2020 binden wollte.

Kurz nach Ayers Twitterbotschaft äußerte sich auch der US-Präsident in dem Online-Dienst. Er warf den "Fake News" vor, Ayers "mit Sicherheit" als seinen künftigen Stabschef beschrieben zu haben. Er werde "bald" eine Entscheidung über Kellys Nachfolge treffen, schrieb Trump und würdigte Ayers als eine "spektakuläre Person". Er führe derzeit Gespräche mit mehreren "wirklich großartigen" Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Stabschef Kelly.

Neben Ayers sind noch weitere Namen im Spiel: Finanzminister Steve Mnuchin, Budget-Direktor Mick Mulvaney oder der bisherige Handelsbeauftragte Robert Lighthizer.

Trumps bisherige Stabschefs hatten im Weißen Haus einen schweren Stand. Kelly hatte den Job in der Machtzentrale in Washington Ende Juli 2017 vom glücklosen Priebus übernommen. Der Vier-Sterne-General sollte Disziplin in das von Chaos und Intrigen geplagte Weiße Haus bringen. Doch Trumps anfängliche Bewunderung für Kelly kühlte sich bald deutlich ab. Zuletzt sollen die beiden laut US-Medienberichten kaum mehr miteinander gesprochen haben. Trump hat in seiner bald zweijährigen Amtszeit schon zahlreiche ranghohe Mitarbeiter entlassen. Andere gaben ihre Posten selbst auf.

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