Süddeutsche Zeitung

Ausschreitungen in Bahrain:Polizei setzt Gummigeschosse gegen Demonstranten ein

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Schwere Zusammenstößen zwischen der Polizei und überwiegend jungen Demonstranten: In Bahrain gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Jugendlichen vor, die wegen des ungeklärten Todes eines 15-Jährigen demonstrierten.

Bei Protesten im Anschluss an die Beisetzung eines Jugendlichen ist es im Königreich Bahrain zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei ging am Sonntag nach Angaben von Aktivisten und Bewohnern mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Hunderte meist jugendliche Demonstranten vor. Die Auseinandersetzungen hielten über Stunden an, sagte ein Bewohner des überwiegend von Schiiten bewohnten Orts Sitra südlich der Hauptstadt Manama. Mindestens ein Demonstrant sei verletzt worden, als er am Kopf von einem Tränengaskanister getroffen worden sei, teilten Aktivisten über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Die Demonstranten waren den Angaben zufolge nach der Beisetzung eines 15-Jährigen auf die Straße gegangen. Der Junge war am Samstag nach Angaben von Regierungsgegnern aus kurzer Entfernung von einem Tränengaskanister getroffen worden und daraufhin verstorben. Die Behörden erklärten, die Leiche des Jugendlichen habe großflächige Verbrennungen aufgewiesen, die ein Tränengaskanister nicht habe verursachen können.

Erste Erkenntnisse hätten ergeben, dass der Verstorbene an Angriffen auf Sicherheitskräfte mit Brandsätzen beteiligt gewesen sei, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur BNA einen Polizeivertreter. In einem Gerichtsmediziner-Bericht hieß es, der Junge habe eine Halswunde erlitten, die womöglich tödlich gewesen sei. Die genaue Todesursache werde aber noch ermittelt.

In Bahrain kommt es nahezu täglich zu Konfrontationen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Nach Oppositionsangaben kamen bei den seit Februar andauernden Unruhen mehr als 40 Menschen ums Leben.

Die von den Aufständen in Tunesien und Ägypten inspirierte größere Demokratiebewegung wurde allerdings im vergangenen Jahr mit militärischer Unterstützung der Nachbarn Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate niedergeschlagen. Die Proteste werden überwiegend von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit getragen und richten sich gegen die sunnitischen Herrscher.

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Reuters/dpa/dapd/fran
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