Süddeutsche Zeitung

Audi:Teures Versagen

Viel zu spät trennt sich der Konzern von Vorstandschef Rupert Stadler.

Von Max Hägler

Für Rupert Stadler ist es eine komfortable Lösung: Aus dem Untersuchungsgefängnis heraus hat der Audi-Chef und VW-Manager mittels seiner Anwälte einen Aufhebungsvertrag verhandelt, der die Auszahlung seiner laufenden Arbeitsverträge vorsieht. Einige Millionen Euro kommen da zusammen. Zu viel Geld für einen Manager, der nicht mehr arbeiten kann und unter Verdacht steht, am Dieselbetrug mitgewirkt zu haben.

Deswegen ist es gut, dass die Arbeitnehmervertreter und das Land Niedersachsen als Konzern-Miteigentümer zumindest ein Junktim durchgesetzt haben: Das Geld kommt erst, falls die Angelegenheit doch noch gut ausgeht für Stadler. Unter dieser Maßgabe ist die Trennung ein teurer, jedoch richtiger Schritt. Aber einer, der schmerzlich spät kommt für Audi.

Rupert Stadler verwahrt sich gegen alle Vorwürfe, noch ist keine Anklage erhoben, alles ist offen. Aber abgesehen von der strafrechtlichen Verantwortung bleibt festzuhalten: Seit mehr als zwei Jahren war ihm die Unternehmensführung entglitten. Falls er wirklich nicht Bescheid wusste über Betrügereien, hat er sich zumindest in seiner Firma ein ums andere Mal hinters Licht führen lassen. Stadler hätte zu Beginn der Affäre durchgreifen - oder den Rückzug antreten müssen. Stattdessen wird Audi bis heute vom Skandal beherrscht.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2018
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