Süddeutsche Zeitung

Attentat am Flughafen Moskau:Russen fahnden nach Konvertiten

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Nach dem Selbstmordanschlag auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo fahndet die Polizei nach einem 31-jährigen Computerhändler aus Südrussland. Er soll einer Gruppe islamistischer Untergrundkämpfer angehören.

Sonja Zekri, Moskau

Nach dem Selbstmordanschlag auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo fahndet die Polizei nun nach dem 31-jährigen Witalij Rasdobudko, einem Computerhändler aus dem südrussischen Pjatigorsk. Er soll vor einigen Jahren zum Islam übergetreten sein und gehörte einer Gruppe islamistischer Untergrundkämpfer an, "Nogaijski Dschamaat" genannt. Die Nogaier sind sunnitische Muslime, die über die islamischen Republiken Russlands verstreut sind, aber auch über christliche Provinzen wie den Kreis Stawropol, zu dem Pjatigorsk gehört. Allerdings wird auch geprüft, ob Rasdobudko nicht doch der Selbstmordattentäter war, dessen Kopf nach dem Anschlag gefunden wurde.

Medien in Russland berichten, seine Familie habe Rasdobudko im Herbst als vermisst gemeldet. Er habe sich von den Militanten lösen wollen, was diese ihm nicht verziehen hätten. Jedoch sucht der Geheimdienst selbst Rasdobudko, weil er in einen Anschlag auf ein Café in Pjatigorsk verwickelt gewesen sein soll.

Mit Rasdobudko fällt erneut ein Licht auf Russlands islamistische Konvertiten. Der bekannteste von ihnen war Alexander Tichomirow. Er gilt als Drahtzieher für den Anschlag auf den "Newskij Express"-Zug von Moskau nach Sankt Petersburg im November 2009, bei dem 28 Menschen starben. Zudem soll er Selbstmordattentäter ausgebildet haben.

Tichomirow stammte aus der buddhistischen Republik Burjatien in Sibirien, er war mit 15 Jahren zum Islam übergetreten und nannte sich fortan Said Burjazkij. Im Internet hatte er unter Jugendlichen Einfluss gewonnen und in den Reihen des Terroristenführers Doku Umarow Karriere gemacht. Vor knapp einem Jahr wurde er bei einem Einsatz in Ekaschewo, einem Dorf in Inguschetien, mit sechs anderen Kämpfern getötet. Die militanten Islamisten des Kaukasus kämpfen für einen Gottesstaat vom Kaspischen bis zum Schwarzen Meer.

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Quelle:
SZ vom 29.01.2011
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