Süddeutsche Zeitung

Attacken auf Schiffe:Konflikt am Golf spitzt sich weiter zu

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Die USA machen Iran für Angriffe auf zwei Öltanker nahe der Straße von Hormus verantwortlich. Die Angst vor einer Eskalation steigt. UN-Generalsekretär Guterres warnt vor "großer Konfrontation".

Von Paul-Anton Krüger, München

Die USA haben Iran bezichtigt, Angriffe auf zwei kommerzielle Tankschiffe im Golf von Oman verübt zu haben. Damit verschärfen sich die Spannungen in der Golfregion erneut. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer "großen Konfrontation" in der Golf-Region, die sich Welt nicht leisten könne. Es müsse festgestellt werden, wer für die Vorfälle verantwortlich sei. Russland warnte vor einer Vorverurteilung des Regimes in Teheran.

US-Außenminister Mike Pompeo erklärte am Donnerstagabend, es sei "die Einschätzung der Regierung der Vereinigten Staaten, dass die Islamische Republik Iran verantwortlich ist" für die Attacken. Dies stütze sich auf "Geheimdiensterkenntnisse, die eingesetzten Waffen, das Maß an Kenntnissen, das erforderlich ist, um eine solche Operation auszuführen und ähnliche Attacken Irans auf die Schifffahrt" - ein Verweis auf die Sabotageakte gegen vier Tanker vor Fujairah vor einem Monat.

Pompeo machte zugleich deutlich, dass die USA direkt den iranischen Staat beschuldigen. Keine der mit Iran verbündeten Gruppen in der Region verfüge über die Ressourcen und die Kompetenz, um eine solch komplexe Operation auszuführen, sagte er. Belege für die Anschuldigungen präsentierte er nicht. Die USA beantragten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates hinter verschlossenen Türen, die am Donnerstagabend noch andauerte.

In einem von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Norwegen gemeinsam erstellten und dem Sicherheitsrat vorgelegten vorläufigen Untersuchungsbericht zu den Angriffen vor Fudschaira heißt es, dass "höchstwahrscheinlich ein staatlicher Akteur" verantwortlich sei. Während die USA und Saudi-Arabien Iran öffentlich die Schuld zuwiesen, geht der Bericht nicht soweit. John Bolton, der Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, hatte angekündigt, die USA würden Belege vorlegen, haben dies bislang aber nicht getan.

Iran hatte die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen. Außenminister Mohammad Jawad Sarif sprach von Provokationen, für die er "Team B" verantwortlich machte; er bezeichnet so den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und Bolton, alle drei entschiedene, ausgesprochene Gegner des iranischen Regimes.

Auch die Vorfälle am Donnerstag, die sich nahe der strategisch wichtigen Straße von Hormus ereigneten, nannte Sarif "verdächtig". Eines der Schiffe gehört einer japanischen Firma. Erste Meldungen über Explosionen in dem Seegebiet trafen während eines Treffens des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei mit Japans Premier Shinzo Abe in Teheran ein. Abe hatte mit Billigung Trumps versucht, zwischen den USA und Iran zu vermitteln. Khamenei lehnte Gespräche mit den USA ab. Trump schrieb daraufhin auf Twitter, er wisse Abes Bemühungen zu schätzen, er gebe Verhandlungen aber derzeit keine Chance. Er denke, "dass es zu früh ist, auch nur darüber nachzudenken, einen Deal zu machen". Trump fügte mit Blick auf Teheran hinzu: "Sie sind nicht bereit, und wir sind es auch nicht."

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SZ vom 14.06.2019
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