Süddeutsche Zeitung

Atomstreit:US-Außenminister Tillerson: Suchen direktes Gespräch mit Nordkorea

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Der Konflikt zwischen Nordkorea und den USA wechselt die Tonart: Man stehe in Kontakt mit Pjöngjang, um die Möglichkeit von Verhandlungen auszuloten, sagte US-Außenminister Rex Tillerson bei einem Besuch in Peking. "Wir sondieren, also bleiben sie dran", sagte er vor einer kleinen Gruppe von Journalisten. Die USA hätten direkte Kommunikations-Kanäle nach Pjöngjang. "Wir fragen: Wollt ihr sprechen?"

Auch wenn die US-Behörden nach eigenen Angaben bis zum Samstagabend keine Hinweise auf eine Gesprächsbereitschaft Nordkoreas zu vermelden hatten - Tillersons Angebot klingt anders als das, was in den vergangenen Monaten aus dem Weißen Haus zu hören war. Präsident Donald Trump betonte immer wieder, dass die Vereinigten Staaten auf einen Militäreinsatz vorbereitet seien - wenngleich dies nicht das erste Mittel der Wahl sei. Während der UN-Vollversammlung vergangene Woche war das Wortgefecht zwischen Trump und Kim Jong-un eskaliert: Der Präsident in Washington drohte mit der "totalen Zerstörung" Nordkoreas, worauf Kim Jong-un ihn einen "geisteskranken, dementen US-Greis" nannte und seinen Außenminister damit drohen ließ, eine Wasserstoffbombe im Pazifik zu zünden. Angesichts der Eskalation hatten US-Partnerländer wie Deutschland einen Dialog angemahnt, um die Eskalation zu beenden.

Immer wieder hat das Regime in Pjöngjang in den vergangenen Monaten den Westen - und insbesondere die USA - mit Atom- und Raketentests provoziert. Zuletzt hatte vor einer Woche ein Erdbeben in Nordkorea Befürchtungen über einen erneuten Atomtest ausgelöst. Nach Einschätzung von Beobachtern hatte das Beben allerdings natürliche Ursachen, es könnte eine Spätfolge des letzten unterirdischen Atomtests vom 3. September gewesen sein. Zudem testet das isolierte Land regelmäßig Raketen und verletzt damit Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Nordkorea arbeitet erklärtermaßen an der Entwicklung einer Rakete, die einen Atomsprengkopf bis aufs Festland der USA tragen kann.

Kürzlich verkündeten die USA deshalb neue, harte Sanktionen gegen das ostasiatische Land. Sie zielen darauf ab, jeglichen Handel mit Nordkorea zu unterbinden. China will von diesem Sonntag an seine Öl-Exporte nach Nordkorea drosseln. Zudem werde ein Einfuhrverbot auf Kleidung verhängt, die in Nordkorea produziert wurde.

Damit setzt Peking Sanktionen der Vereinten Nationen um. Der Sicherheitsrat hatte die neuen, scharfen Strafmaßnahmen nach dem jüngsten Atomtest Nordkoreas verhängt. Das Land erhält nach US-Angaben jährlich etwa 8,5 Millionen Barrel Öl aus dem Ausland, knapp die Hälfte davon in Form von Rohöl und die andere Hälfte in Form von Mineralölerzeugnissen wie Benzin, Diesel und Schweröl. Von diesen Erzeugnissen dürfen laut UN-Beschluss bis Ende des Jahres nur 500 000 Barrel an Nordkorea geliefert werden, ab 1. Januar 2018 dann nur zwei Millionen Barrel jährlich.

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