Süddeutsche Zeitung

Atommüll:Ein Fall fürs Abklingbecken

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Das Verfahren zur atomaren Endlagersuche bleibt ein Aufreger. Vor allem das frühe Aus für Gorleben ist umstritten.

Das Aus für den Salzstock Gorleben bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll hat erneut eine Debatte ausgelöst. Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, hatte in einem Interview der Süddeutschen Zeitung gesagt, dass Gorleben schon im ersten Schritt rausgefallen sei, noch vor einer Beteiligung der Öffentlichkeit, halte er für problematisch.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) zeigte sich darüber "erschrocken und erstaunt". "Dass König das Aus für den Salzstock Gorleben in Niedersachsen bei der Suche nach einen Atommüll-Endlager als ,belastend" für das weitere Verfahren nennt, muss ich auf das Schärfste zurückweisen", sagte Lies am Donnerstag. "Die Festlegung der Teilgebiete, zu denen Gorleben als Salzstock nicht zählt, ist nach wissenschaftlichen Kriterien und in einem transparenten Verfahren getroffen worden." Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl sagte dazu: "Ich hoffe nicht, dass der Präsident des BASE das Verfahren nicht verstanden hat, für das er die Aufsicht trägt." Die Endlagersuche folge wissenschaftlichen Kriterien und nicht der Leitlinie "Was belastet und was entlastet das Verfahren?". Nach der Anwendung erster geologischer Abwägungskriterien habe sich der Salzstock Gorleben als schlechter geeignet als andere erwiesen und sei korrekterweise aus der weiteren Standortsuche ausgeschlossen.

Ende September hatte die Bundesgesellschaft für Endlagerung, die mit der Standortsuche beauftragt ist, in einem Zwischenbericht mitgeteilt, dass große Teile Deutschlands für ein Atomendlager grundsätzlich geeignet sind - der lange heftig umkämpfte Salzstock Gorleben aber ist nicht darunter. Als Grund wurden geologische Mängel genannt; unter anderem weise der Salzstock ein nicht intaktes Deckgebirge auf.

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung wiederum ist für die Aufsicht des Auswahlverfahrens und die Öffentlichkeitsbeteiligung zuständig. Dessen Chef König hatte im Interview auch gesagt, dass es ihn nicht überrasche, dass Gorleben in einem vergleichenden Verfahren keine Chance habe. Doch die Entscheidung müsse besser erklärt werden. "Wir erleben jetzt, dass mit dem frühen Ausscheiden Gorlebens versucht wird, Zweifel am Verfahren zu nähren, an seiner Wissenschaftlichkeit."

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SZ vom 16.10.2020 / dpa
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