Süddeutsche Zeitung

Algerien:Massenproteste gegen Präsident Bouteflika

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Tausende Menschen haben in Algerien gegen eine weitere Amtszeit von Präsident Abdelaziz Bouteflika protestiert. Die Polizei setzte an mehreren Stellen der Hauptstadt Algier Tränengas ein, um die Demonstranten auseinanderzutreiben. Mehrere Menschen wurden Berichten zufolge verletzt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Gegend rund um den Präsidentenpalast und das Parlament in Algier aufmarschiert.

Der nach einem Schlaganfall 2013 gesundheitlich schwer angeschlagene Bouteflika kandidiert bei der Präsidentschaftswahl am 18. April für eine fünfte Amtszeit. Viele bezweifeln, dass der Präsident, der am Samstag 82 Jahre alt wird, noch in der Lage ist, das Amt auszufüllen. Er hat seit dem Schlaganfall Schwierigkeiten beim Sprechen und kann sich großteils nur in einem Rollstuhl fortbewegen. In den vergangenen Jahren trat er kaum noch öffentlich auf. Viele Algerier werfen ihrer Führung vor, unter Bouteflika drängende Probleme wie Arbeitslosigkeit, Korruption und Armut zu ignorieren.

Solche Demonstrationen sind in Algerien eher unüblich, doch in den vergangenen Tagen war es zu einer Reihe von Kundgebungen gekommen. Am Donnerstag hatten unter anderem Journalisten demonstriert, weil ihnen von ihren Medienhäusern untersagt worden war, über die Proteste zu berichten. Die Demonstrationen am Freitag, die neben Algier auch in anderen Landesteilen stattfanden, wurden über soziale Netzwerke im Internet organisiert. Die Veranstalter haben sich für keinen Gegenkandidaten Bouteflikas ausgesprochen. Oppositionskandidat Ali Benflis drückte aber am Freitag seine Unterstützung für die Demonstranten aus und bezeichnete Bouteflika als "Blamage für das algerische Volk".

Dabei galt Bouteflika lange Zeit als Garant der Stabilität in Algerien. Unterstützt vom Militär gewann er 1999 die Wahl. Das Militär sah in ihm die geeignete Person, das Land nach dem verheerenden Bürgerkrieg der 1990er Jahre wieder zu einen. Algeriens "schwarzes Jahrzehnt" hat je nach Schätzungen zwischen 60 000 und 200 000 Todesopfer gefordert.

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