Süddeutsche Zeitung

Algerien:Mehr als 1000 Richter stellen sich gegen Bouteflika

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Der Widerstand gegen den umstrittenen algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika bekommt juristische Unterstützung. Mehr als 1000 algerische Richter haben sich zusammengeschlossen und auf die Seite der Protestanten gestellt. In einer gemeinsamen Erklärung kündigten sie an, die für Mitte April angesetzte Wahl nicht zu beaufsichtigen, sollte Bouteflika erneut antreten.

Bouteflika ist seit 20 Jahren an der Macht und will erneut kandidieren. Dagegen richten sich die Proteste, an denen sich vor allem junge Algerier beteiligen. Am Freitag kam es zu den bislang größten Demonstrationen gegen Bouteflika, als Hunderttausende in der Hauptstadt Algier auf die Straßen gingen. Auch das Militär hat Sympathie signalisiert. Der Stabschef der Armee, General Ahmed Gaïd Salah, teilte mit, Volk und Armee hätten die gleiche "Zukunftsvision" für Algerien. Das Militär gilt als eine der wichtigsten Machtsäulen im Land.

Bouteflika gilt seit einem Schlaganfall 2013 als gesundheitlich schwer angeschlagen. Am Sonntag war er nach einem zweiwöchigen Klinikaufenthalt aus der Schweiz in seine Heimat zurückgekehrt. Seine Gegner sehen ihn jedoch nicht mehr in der Lage, das Land zu regieren. Der 82-Jährige sitzt im Rollstuhl und hat große Probleme beim Sprechen.

In einem Brief warnte er vor Instabilität. Sein Wahlkampfleiter bot an, der Präsident werde im Falle einer Wiederwahl nach einem Jahr abtreten - Zeit für die herrschende Clique aus Militär, Geheimdiensten, Parteifunktionären der algerischen Regierungspartei FLN und reichen Geschäftsleuten, einen ihnen genehmen Nachfolger zu suchen für Boutef, wie der Volksmund den 82-Jährigen nennt.

Indes sah sich die Partei am Sonntag gezwungen, ihr Schweigen zu den massiven Protesten zu brechen. Sie stehe bereit, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten, um die Krise zu beenden, erklärte die FLN - "mit den geringsten Kosten für das Land".

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