Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Turnschuh

Warum Sammler Tausende Dollar für ein altes Paar zahlen.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Als Mick Jagger 1971 bei seiner Hochzeit in weißem Anzug und Turnschuhen erschien, war das selbst für einen Rolling Stone ein kleiner Tabubruch. 14 Jahre später, Joschka Fischer wurde in Hessen als Umweltminister vereidigt, war das Aufsehen ebenfalls groß, denn er trug Turnschuhe. Heute ist dieses Schuhwerk so gängig wie der Besitz eines Paars Socken und hat auch nicht immer mit Turnen oder Sport zu tun. Noch nie waren Turnschuhe so populär, 2015 bezifferte ein Branchendienst den internationalen Umsatz auf 55 Milliarden Dollar. Sneaker, so der im Deutschen arrivierte englische Ausdruck, geht auf to sneak zurück, schleichen. 1860 kam in England ein Cricketschuh mit Gummisohle auf den Markt, der "Plimsoll". Man klackerte also nicht, man schlich. Von 1917 an entwickelte Converse den heute ikonischen Chuck, den später auch Kurt Cobain trug. So wurden Sneaker zum Rebellionsinventar der Jugend. Seit ein paar Jahren trägt sie auch manch ein Manager, um sich locker zu geben. Es gibt Luxusmodelle für 695 Euro. Sammler kampieren vor Läden, um limitierte Modelle zu kaufen. Nun hat der sehr professionelle Sammler Miles Nadal einen neuen Rekord aufgestellt. Für 437 500 Dollar ersteigerte er ein Paar Nike-Turnschuhe von 1972 bei Sotheby's, derer es nur zwölf Paare geben soll.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4537483
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 25.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.