Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Transitverkehr

Einst ging es vorwiegend um Fahrten durch die DDR, jetzt dreht sich der politische Streit um die Alpenüberquerung.

Von Josef Kelnberger

Es sind Namen, die deutsche Geschichte markieren: Dreilinden-Drewitz, Rudolphstein-Hirschberg, Helmstedt-Marienborn. An diesen Orten waren Kontrollpunkte eingerichtet für den über das Gebiet der DDR führenden Transitverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Transitverkehr - vom lateinischen transire, überschreiten - bewegt sich der allgemeinen Definition zufolge durch Staaten oder Länder, die weder Ausgangspunkt noch Ziel der Reise sind. Im deutsch-deutschen Transitverkehr gab es unterschiedliche Auffassungen über den völkerrechtlichen Status des betroffenen Gebiets der DDR; die Geschichte hat darüber längst ein Urteil gesprochen. Wenn heute von politischem Streit im Transitverkehr die Rede ist, geht es meist um die Alpenüberquerung. Vor allem das Transitland Österreich klagt über den immer weiter anschwellenden Autoverkehr, der die Anwohner unzumutbar belaste. Das Bundesland Tirol verbietet nun an Wochenenden auf bestimmten Abschnitten das Verlassen der Autobahn. Begründung: Beim Versuch, Staus zu umfahren, verstopfe der Transitverkehr ganze Dörfer. Die bayerische Regierung spricht von "reiner Schikane", der ADAC von einem "Unding". Allerdings rät er ohnehin davon ab, bei einem Stau die Autobahn zu verlassen.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2019
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