Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Schwimmbad

Es gibt inzwischen so wenige, dass sich der Bundestag damit befasst.

Von Moritz Geier

Über das Schwimmen hat Bertolt Brecht mal geschrieben: "Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm / Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt / Wiegt ihn der kleine Wind vergessen / Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält." Nun warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bereits seit Jahren, dass eine Vielzahl junger Leute das Schwimmen gar nicht mehr beherrscht: 60 Prozent der Zehnjährigen seien keine sicheren Schwimmer. Ein Ort, an dem Menschen das Schwimmen lernen könnten, ist das Schwimmbad - aber hier liegt das zweite Problem: Die DLRG nämlich kritisiert, dass zu viele Bäder geschlossen werden. Im Jahr 2000 habe es im Land etwa 7800 Schwimmbäder gegeben, davon seien Ende 2018 nur noch 6400 übrig geblieben. Jede vierte Grundschule habe keinen Zugang zu einem Bad, um Schwimmunterricht anzubieten. 130 000 Menschen haben deswegen eine Petition der DLRG unterschrieben, die einen bundesweiten Masterplan zur Rettung der Badeanstalten fordert und am Montag im Petitionsausschuss des Bundestags angekommen ist. Immerhin: Baden wie Bertolt Brecht, das kann jeder. Das Brecht'sche Schwimmen ist nämlich eher ein Liegen im seichten Bach: "Man muss nicht schwimmen, nein, nur so tun, als / Gehöre man einfach zu Schottermassen."

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Quelle:
SZ vom 10.12.2019
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