Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Reichsbanner

Wie Hunderttausende den Nazis Schwarz-Rot-Gold entgegen hielten.

Von Ronen Steinke

"Frei", rief ein Mann in einem verrauchten Stuttgarter Saal im April 1931, und aus Hunderten Kehlen erschallte die Antwort: "Heil!" "Frei" - "Heil!" - "Frei" - "Heil!" Mit diesem dreifachen Salut, einem Schlachtruf, der das antifaschistische Gegenstück zum "Sieg Heil" der Nazis bilden sollte, feierten die Kameraden des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold ihren Ortsvorsitzenden: Kurt Schumacher, den späteren Bundeschef der SPD. So stand es am nächsten Tag in der Schwäbischen Tagwacht. Für heutige Ohren klingt das Wort Reichsbanner nicht eben demokratiefreundlich, aber genau das war diese bewaffnete Gruppe, die sich den Schlägertrupps von Hitlers SA entgegenstellte. Schwarz-Rot-Gold, dieser Farbcode genügte, um als Statement für Demokratie verstanden zu werden, gegen das Schwarz-Weiß-Rot des Kaiserreichs. Die Nazis verspotteten das Reichsbanner - mit zwischen einer halben und einer Million Mitgliedern - als "schwarz-rot-senftenen Judenschutz", nachdem sich neben den Gewerkschaften auch einige jüdische Turn- und Jugendvereine anschlossen. 1933 waren Reichsbannerleute - auch Schumacher - unter den Ersten, die in KZs interniert wurden. Zum jährlichen Gedenkakt für sie hat nun erstmals die Bundeswehr einen Ehrenposten ihres Wachbataillons entsandt.

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Quelle:
SZ vom 26.04.2019
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