Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Pausenbrot

Die Brotzeit gibt es mindestens seit dem 15. Jahrhundert, und seitdem sind die Zutaten die gleichen geblieben: Brot, Butter, Liebe, Belag. Gerade deshalb ist die Tat eines Mannes aus dem ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock so ungeheuerlich.

Von Jana Stegemann

Erste Hinweise auf das Butterbrot gibt es schon im 15. Jahrhundert, heißt es beim deutschen Brotmuseum. Damals aßen vor allem Bauern die praktische Zwischenmahlzeit - sie machten Brotzeit. Seit Jahrzehnten hat sich das Pausenbrot in Deutschland durch alle Gesellschaftsschichten hinweg als zweites Frühstück in Schulen und Firmen etabliert. In seiner Ursprungsversion wird es mit vier Zutaten gemacht: Brot, Butter, Liebe, Belag. Morgens geschmiert wartet es geduldig in einer Brotdose oder Tupperbox auf seinen Einsatz. In Süddeutschland spricht man vom Vesperbrot - obwohl streng genommen die Vesper eine kleine Mahlzeit am Nachmittag ist; im Ruhrgebiet isst man in der Pause ein "Bütterken"; in anderen Regionen Deutschlands gibt es zur Zwischenmahlzeit schlicht: eine Stulle. Ein Pausenbrot muss nicht gekühlt werden und schmeckt noch Stunden nach seiner Zubereitung gut, auch mit angetrockneter Rinde. Ungenießbar wird es, wenn Schulkinder es während der Sommerferien im Ranzen zwischenlagern. Höchstens dann würde man auf der Butter Gift erwarten. Darum ist die Tat, für die sich ein Mann aus dem ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock vor dem Landgericht Bielefeld verantworten muss, so perfide: Er soll über Jahre die Pausenbrote seiner Arbeitskollegen vergiftet haben.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2018
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