Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Nitrat

Ohne den Stoff wären Böden unfruchtbar. Nun aber gefährdet der Stickstoffüberschuss das Grundwasser.

Von Christoph von Eichhorn

Im richtigen Maß ist Nitrat ein wunderbarer Stoff. Pflanzen nehmen die stickstoffhaltige Verbindung über ihre Wurzeln auf und bilden daraus Aminosäuren, die Basis für Eiweiße und damit Wachstum. Gibt es zu wenig Nitrat, werden die Böden unfruchtbar. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts litt Europas Landwirtschaft unter Stickstoffmangel. Die Erfindung von Kunstdünger hat die Lage in Deutschland umgedreht: einerseits satte Ernten und immer mehr Nutztiere; andererseits ein massiver Stickstoffüberschuss von jährlich 100 Kilogramm pro Hektar. Weil Nitrat ins Grundwasser sickert, wird an 18 Prozent aller Messstellen der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten. Der Grenzwert dient vor allem dem Schutz von Säuglingen; ihr Stoffwechsel kann Nitrat zum schädlichen Nitrit umwandeln. Nitrathaltiges Grundwasser muss teuer aufbereitet oder mit weniger belastetem Wasser verschnitten werden, bevor es trinkbar ist. Auf Druck der EU hat sich die Bundesregierung nun auf verschärfte Düngeregeln geeinigt: In "roten Gebieten" mit besonders hohen Nitratwerten sollen Bauern im Schnitt 20 Prozent weniger düngen, zudem gibt es eine Obergrenze von 170 Kilogramm Stickstoff je Hektar. Die EU-Kommission hatte Deutschland wegen zu großer Mengen Nitrat im Grundwasser verklagt.

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SZ vom 15.06.2019
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