Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Molka

Sie sind winzig klein, lassen sich fast überall verstecken und nur sehr schwer entdecken - und sind in Südkorea zu einem echten Problem geworden.

Von Helmut Martin-Jung

Dass Spionagekameras mit ihren nur Stecknadelkopf-großen Linsen nach Maulwürfen (englisch: Mole) benannt sind, liegt an deren übertragener Bedeutung als Geheimnisverräter. Maulwürfe sehen nämlich schlecht, die Molkas dagegen machen gestochen scharfe Aufnahmen. Und sie senden die Bilder per Funk auch gleich weiter an ihre Betreiber. Das gesamte Kameramodul ist nicht größer als ein Hemdknopf. Die Molkas lassen sich daher nahezu überall verstecken und sind nur sehr schwer zu entdecken. Zu einem großen Problem sind sie vor allem in Südkorea geworden. Zu leiden haben darunter besonders Frauen, die in Umkleideräumen oder Toiletten heimlich gefilmt werden. Porno-Webseiten zahlen viel Geld für solche Videos, die im verklemmten Südkorea stark frequentiert werden. Aber auch Popstars werden zu Opfern von Molka-Attacken. Dass sich die jungen Künstler kaum noch irgendwo unbeobachtet fühlen können, hat den Druck auf sie stark erhöht. Zuletzt waren binnen weniger Wochen drei prominente K-Pop-Stars tot aufgefunden worden. Bereits 2018 gab es in Südkorea Proteste gegen Molkas unter dem Motto "Unser Leben ist nicht euer Porno". Die Strafen für das heimliche Filmen wurden verschärft, 8000 Polizisten gingen allein in Seoul auf Kamerasuche - mit bescheidenem Erfolg.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2019
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