Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Möbiusband

Seit 160 Jahren fasziniert die Menschen diese Form.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Alles hat zwei Seiten. Ein Blatt Papier, ein Bildschirm, jede menschliche Beziehung. Das Möbiusband aber hat nur eine. Dieses geometrische Objekt, das Architektinnen ebenso fasziniert wie Schmuckdesigner oder Förderband-Ingenieure, hat die Form einer Schlaufe, deren verdrehte Enden zusammenkleben. So banal, so genial. Im Internet finden sich viele Anleitungen zum Basteln eines solches Bandes, das - hat man es richtig konzipiert - kein Innen und kein Außen, kein Oben und kein Unten hat. Vor mehr als 160 Jahren, anno 1858, entdeckten zwei deutsche Mathematiker unabhängig voneinander solch einseitige Flächen; benannt wurde das Möbiusband dann nur nach einem von ihnen, August Ferdinand Möbius. Als Symbol des Einsseins oder schlicht als dekoratives Objekt findet sich die Schleife in Firmenlogos, Videospielen, Literatur und Kunst. So ist in die Grabplatte einer Michel-Houellebecq-Figur eine Möbiusschleife eingraviert. Berühmt ist der Holzstich von Maurits C. Escher, auf dem Ameisen möbiusartig ihre Runden drehen. Für immer quasi. Im Luitpoldpark in Lindau steht nun anlässlich der zehnten Weltversammlung des interreligiösen Bündnisses "Religions for Peace" auch ein Möbiusband als Skulptur. 7,5 Meter hoch, aus Holz gefertigt, und aufgeladen mit viel Bedeutung.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2019
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