Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Kuss

Über Zuneigung und Körperflüssigkeiten.

Von Sebastian Herrmann

Berühren sich die Lippen zweier Menschen, darf von einem Kuss gesprochen werden. Handelt es sich um die intimste Form dieses Körperkontaktes sogar von einem Zungenkuss. Dabei tauschen die Beteiligten einige Körperflüssigkeiten aus: Während eines Zungenkusses wandern im Schnitt 60 Milligramm Wasser, je 0,7 Gramm Fett und Eiweiß, 0,4 Milligramm Salz sowie eine tüchtige Menge an Bakterien und Viren von Mund zu Mund. Ein Zungenkuss aktiviert Schweißdrüsen des Körpers, die stimulierende Botenstoffe ausschütten. Nebenniere, Bauchspeicheldrüse und Gehirn fügen dem Substanzcocktail Adrenalin, Insulin und Endorphine bei. Dauert ein Zungenkuss drei Minuten, verbrauchen die Küssenden dabei jeweils 12 Kalorien und bewegen dabei bis zu 38 Gesichtsmuskeln. Ein Kuss - auch die weniger intime Variante auf die Wange, den Handrücken oder andere Körperstellen - gilt als Ausdruck von Liebe, Ehrerbietung sowie Zuneigung. Entwickelt hat sich das Küssen vermutlich aus der Pflege von Kindern oder Jungtieren, denen Mütter vorgekaute Nahrung von Mund zu Mund gaben. Gerade hat US-Präsident Donald Trump seinen Anhängern bei einem Wahlkampfauftritt zugerufen, er fühle sich derart vital, dass er jedem und jeder im Publikum einen "dicken, fetten Kuss" geben werde.

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Quelle:
SZ vom 14.10.2020
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