Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Kreisverkehr

Er bringt viele Vorteile gegenüber Ampeln - manch einen Autofahrer aber stresst das System.

Von Catherine Hoffmann

Wie kommt man aneinander vorbei, ohne dass es kracht? Verkehrspolitiker geben darauf immer öfter die Antwort: im Kreis fahren. So lassen sich kreuzende Verkehrsströme einigermaßen unfallfrei lenken. Hierzulande war man lange Zeit anderes gewohnt - Kreuzungen mit Ampel - und stand dem Kreisverkehr skeptisch gegenüber. Doch die anarchistische Kreisfahrt funktioniert keineswegs nur in Ländern wie Frankreich und Italien, wo Autofahrer sich sowieso mit Händen, Füßen und Hupen verständigen und Blechschäden weniger stören. Sie hat sich auch in Deutschland bewährt. Der Kreisel ist schneller, sicherer und meist auch billiger als eine Ampellösung, vorausgesetzt, die Fahrer im Kreisverkehr haben Vorfahrt. Dass es weniger rumst als an normalen Kreuzungen, liegt an der gedrosselten Geschwindigkeit und daran, dass niemand links abbiegen kann. Und doch sind Autofahrer vom Kreisverkehr oft gestresst - vor allem, wenn es darum geht, den Kreisel wieder zu verlassen. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass nun in Essen ein Autofahrer angeblich gut eine Stunde lang in einem Kreisverkehr unterwegs war, bis ihn ein Spezialkommando der Polizei festgenommen hat. Wer es aber einfach mal versäumt hat, rechtzeitig auf die rechte Spur vor der Ausfahrt zu kommen, darf gern eine Extrarunde drehen.

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Quelle:
SZ vom 30.03.2019
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