Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Kampfschuh

Auch militärische Stiefel unterliegen Moden.

Von Friederike Zoe Grasshoff

Manch ein Objekt besitzt man ein ganzes Leben, der Schuh aber kommt und geht. Und da der Schuh auch steht und rennt und flaniert, auf Beton gleichermaßen landet wie auf Büroteppich, Waldboden, Tanzflächen und in tristen Pfützen, kurz gesagt: permanenter Dienstleister und Begleiter seines Trägers ist, braucht man irgendwann ein neues Paar. Insofern man vorhat, irgendwo hinzulaufen. Neues Schuhwerk brauchen auch die Streitkräfte der Bundeswehr, hier trägt man Kampfschuh. Jedoch müssen die Soldatinnen und Soldaten länger als geplant auf neue Stiefel warten, statt bis Ende 2020 nun bis Mitte 2022, dies teilt das Verteidigungsministerium auf eine Abgeordneten-Anfrage hin mit. Schon das römische Militär trug Caliga, einen uniformierten Schuh. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 soll die preußische Infanterie erstmals Marschstiefel benutzt haben, umgangssprachlich "Knobelbecher". Seither ist modisch-militärisch einiges passiert, der Schnürschuh kam, Franz Josef Strauß verhalf dem Knobelbecher zum Comeback, fast 15 Jahre später wurde wieder geschnürt. Seit ein paar Jahren schon läuft die Umstellung vom "Ganzjahresschuh" auf "Kampfschuh, schwer" und "Kampfschuh, leicht", die Industrie kommt laut Ministerium mit der Produktion nicht hinterher. Vor allem am leichten Schuh mangelt es.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2019
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