Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Imsi-Catcher

Das Spionage-Werkzeug kann Handy-Gespräche abhören. Haben die Israelis versucht, damit das Weiße Haus auszukundschaften?

Von Jannis Brühl

Auch smarte Telefone können sich täuschen. Arglos verbinden sie sich für ein Telefonat mit einem Funkmasten - beziehungsweise einem Gerät, das sie für einen solchen Masten halten. Wenn Geheimdienste oder andere heimliche Ermittler in der Nähe sind, könnte es sich nämlich statt um einen Masten auch um einen Imsi-Catcher handeln. Dieses Abhörwerkzeug sieht aus wie ein Koffer, der nach dem Aufklappen Tastatur und Bildschirm offenbart. Spione verstecken es in Gebäuden oder Autos, um den Mobilfunk der Handys in ihrer Nähe abzufangen. Die klinken sich bei ihm ein, als wären sie mit dem normalen Netz verbunden. Der Catcher identifiziert die Imsi des Handys - das Kürzel steht für "Internationale Mobilfunk-Teilnehmerkennung". Die 15-stellige Zahl ist auf allen Sim-Karten gespeichert. Wer den Catcher kontrolliert, kann Gespräche abhören und den Standort des Handys erfassen. Weil die Geräte sich zwischen Handy und echten Funkturm schalten, wird diese Art des Hackings "Man-in-the-Middle"-Angriff genannt. Die Webseite Politico berichtet nun, Israel habe Imsi-Catcher in der Nähe des Weißen Hauses platziert, um Donald Trump abzuhören. Israel dementiert. "Stingray"-Catcher, die Profis gern benutzen, kosten 150 000 Dollar, Hobbybastler haben aber schon Geräte für 30 Dollar gebastelt.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2019
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