Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Höhlenbär

Er war groß, schwer - und lebte nicht dauerhaft in Höhlen.

Von Christian Weber

Man würde ungern im Wald auf ihn treffen: Der Höhlenbär (Ursus spelaeus) war bis zu 3,50 Meter lang , besaß eine Schulterhöhe von ungefähr 1,70 Meter und war somit deutlich größer als ein heutiger Braunbär. Die Männchen wogen mit bis zu 1200 Kilogramm mehr als ein Bison. Allerdings ist eine solche Begegnung auch unwahrscheinlich: Er gilt seit ungefähr 20 000 Jahren als ausgestorben, die ältesten Funde sind 400 000 Jahre alt. Alles, was man von ihm weiß, beruhte bisher auf fossilen Knochenfunden und Höhlenmalereien aus Südfrankreich. Doch jetzt haben Rentierhirten auf einer sibirischen Insel erstmals einen vollständig erhaltenen Kadaver eines Höhlenbären gefunden, dem auftauenden Permafrost sei Dank. Er wird, wie der Name fälschlich vermuten lässt, nicht in Höhlen gehaust haben. Dort hielt er sich nur zur Winterruhe auf. Vermutlich war der Bär trotz seiner Größe und kräftigen Kiefer nicht beständig auf der Jagd nach Beutetieren. Die Form seiner Zähne und Analysen der Knochen deuten darauf hin, dass er sich vor allem von Pflanzen ernährte. Deshalb lebte er in den waldreichen Gebieten zwischen Nordspanien und dem Ural. Er selbst wurde wahrscheinlich schon früh von Menschen gejagt. Forscher vermuten, dass deshalb schon vor 40 000 Jahren der Bestand zurückging.

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Quelle:
SZ vom 15.09.2020
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