Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Frisur

Schon die alten Ägypter legten größten Wert auf ihre Haarpracht.

Von Titus Arnu

Ob das orange bis grau schillernde Arrangement auf Donald Trumps Kopf als Frisur bezeichnet werden kann, ist unter Fachleuten umstritten. Aber es ist offensichtlich eine aufwendige Angelegenheit, dieses auf den Präsidentenkopf zu modellieren. Mehr als 70 000 Dollar hat Trump für Haarstyling von der Steuer abgesetzt, wie die New York Times berichtet. Seit sich das Fell unserer Urahnen auf ein paar lächerliche Reste zurückgebildet hat, werden kaum Kosten und Mühen gescheut, es in verblüffende Formen zu bringen - von der Rokoko-Turmfrisur über den Vokuhila und den Pilzkopf bis zum trendigen Pob (Pony-Bob). Anscheinend ist der Wunsch nach prächtig frisiertem Haupthaar tief unter der Kopfhaut des Menschen verwurzelt. Eine gepflegte Frisur betont in fast allen Kulturen Geschlecht, Charakter und sozialen Status. Die Ägypter, so belegen Grabfunde, hatten schon vor 4000 Jahren gefärbte und geflochtene Frisuren. Pharaonen hellten das Haar mit Goldstaub auf, Priester färbten sie sich blau oder hennarot. Griechen und Römer blondierten sich mit Safran oder Eidotter und benutzten Lockenwickler. Erst im 20. Jahrhundert wurden die Grundsteine für Donald Trumps Frisur gelegt: 1900 präsentierte AEG den ersten Föhn, im gleichen Jahr erfand Eugène Schueller angeblich "unschädliche Haarfarben".

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SZ vom 29.09.2020
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