Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Frauenparkplatz

Beleuchtet, in der Nähe von Ein- und Ausgängen, videoüberwacht: Der Frauenparkplatz reagiert auf ein Gefühl von Unsicherheit.

Von Josef Kelnberger

Es gibt jede Menge schlechter Witze zum Thema Frauen und Parken, doch der Sinn von Frauenparkplätzen wird nur selten ernsthaft angezweifelt. Man führte sie Anfang der Neunzigerjahre in Tiefgaragen ein, als Konsequenz aus der Erkenntnis: Viele Frauen fühlen sich im öffentlichen Raum bisweilen unsicher. Manche Bundesländer regeln Frauenparkplätze in ihren Garagenverordnungen: Sie sollen gut beleuchtet sein, in der Nähe von Ein- und Ausgängen liegen, möglichst videoüberwacht sein. Frauenparkplätze sind mittlerweile Standard in Tiefgaragen, Parkhäusern und auf Parkplätzen. Muss ein Mann mit Strafe rechnen, wenn er dort parkt? Ja, wenn der Raum privat bewirtschaftet wird. Der Eigentümer kann den Parksünder verbannen. Die Straßenverkehrsordnung jedoch kennt keine Frauenparkplätze, deshalb sind Kennzeichnungen unverbindlich. Auf diese Unverbindlichkeit wird künftig die Stadt Eichstätt auf ihren Frauenparkplatz-Schildern hinweisen. Darauf einigte man sich vor dem Verwaltungsgericht München mit einem Mann, der die Schilder für "diskriminierend" hält. Ob eine Diskriminierung von Männern vorliegt, beurteilte das Gericht nicht. Die juristische Einschätzung ist bislang: Nein, denn Frauen sind generell einer größeren Gefahr ausgesetzt, Opfer von sexueller Gewalt zu werden.

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Quelle:
SZ vom 24.01.2019
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