Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Dreadlocks

Eine Haartracht mit reicher Tradition und politischer Symbolik, die nun in Kalifornien gesetzlich geschützt wird.

Von Karin Janker

Bei den Rastafaris, zu denen auch Bob Marley gehörte, gelten die Dreadlocks, kurz: Dreads, als Antennen zu Gott. Anders als die geflochtenen Rastazöpfe bestehen Dreadlocks aus verfilztem Haar. Krauses Haar verfilzt besonders leicht, bei glattem Haar wie dem europäischen wird mechanisch gefilzt. Hellhäutige Menschen mit Dreadlocks sind aber vor allem in den USA umstritten, ihnen wird die kommerzialisierte Aneignung einer fremden Kultur vorgeworfen, cultural appropriation. Dabei haben Filzzöpfe nicht nur auf Jamaika Tradition, sondern auch im Hinduismus, bei den Azteken und sogar in Europa, wo der verfilzte, mit einer Schleife verzierte Weichselzopf des dänisch-norwegischen Königs Christian IV. im 17. Jahrhundert zu einer oft kopierten Modeerscheinung wurde. Heute tragen viele Afroamerikaner ihre Dreads mit Stolz, seit die Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre das Glätten krausen Haares als Unterwerfungsgeste gegenüber der weißen Kultur interpretiert hat. Dennoch galt bisher nicht völlige Frisurenfreiheit, was ein Schüler in New Jersey erlebte, der von seinem Trainer gezwungen wurde, seine Dreadlocks für einen Wrestling-Wettbewerb abzuschneiden. Kalifornien hat darauf nun reagiert und ein Gesetz erlassen, das Diskriminierung aufgrund von Frisuren an Arbeitsplatz und Schulen verbietet.

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Quelle:
SZ vom 06.07.2019
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