Süddeutsche Zeitung

Afrika:Drei Tote bei Unruhen nach Wahl in Kenia

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Bei der Präsidentschaftswahl in Kenia liegt Amtsinhaber Uhuru Kenyatta ersten Ergebnissen zufolge in Führung. Nach Auszählung von 96 Prozent der Stimmen komme er auf 55 Prozent, teilte die Wahlkommission mit. Sein Herausforderer Raila Odinga komme auf 44 Prozent. Dieser erkannte die Auszählung allerdings nicht an und sprach von Betrug. Es seien erfundene und gefälschte Zahlen, sagte Odinga. Hacker seien in die Datenbank der Wahlbehörden eingedrungen, um den "demokratischen Prozess" zu manipulieren.

Bei den Ergebnissen fehlten die gesetzlich erforderlichen Bescheinigungen durch Beobachter der Parteien in den Wahllokalen. "Wir haben unsere eigenen Hochrechnungen, die zeigen, dass wir weit in Führung liegen", sagte Odinga. Die Wahlkommission kündigte an, Odingas Vorwürfe zu prüfen. "Im Moment kann ich noch nicht sagen, ob das System gehackt worden ist oder nicht", sagte Kommissionschef Wafula Chebukati.

Kurz darauf gingen in den Slums von Nairobi und in der Oppositionshochburg Kisumu Demonstranten auf die Straßen. Sie zündeten Reifen an, errichteten Straßensperren und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, wie Augenzeugen berichteten. In Kisumu setzte die Polizei Tränengas ein. Im Wahlkreis South Mugirango im Südwesten eröffnete die Polizei das Feuer und tötete einen Menschen, wie ein örtlicher Polizeikommandeur mitteilte. In Nairobi wurden nach Polizeiangaben zwei Männer erschossen, als sie versuchten, die Demonstrationen für Diebstähle auszunutzen.

Angst vor gewaltsamen Ausschreitungen wie nach der Wahl 2007

Schon vor der Wahl am Dienstag hatte die Opposition der Regierung mehrfach vorgeworfen, die Abstimmung manipulieren zu wollen. Gewaltsame Zwischenfälle und die Deportation von zwei ausländischen Beratern Odingas sorgten ebenfalls für Unruhe.

Mehr als 150 000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um zu verhindern, dass es in Ost-Afrikas größter Volkswirtschaft zu ähnlichen Gewaltausbrüchen zwischen den ethnischen Bevölkerungsgruppen wie 2007 kommt. Damals wurden 1200 Menschen getötet, 600 000 mussten aus ihren Wohnorten fliehen. Das vorhergesagte Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kenyatta und Odinga würde allerdings bedeuten, dass es mehrere Tage dauern könnte, bis das endgültige Ergebnis feststeht.

Die Wahlkommission rief die Bevölkerung auf, in Ruhe das Wahlergebnis abzuwarten. Kenyatta hatte bei der Stimmabgabe erklärt, er werde das Ergebnis akzeptieren und zurücktreten, wenn er verliere. Er erwarte ein solches Herangehen auch von Odinga, der auch die Wahl 2013 verloren hatte.

Hintergrund: Reicher Geschäftsmann gegen Ex-Gefangenen

Der 55-jährige Kenyatta ist ein reicher Geschäftsmann und Sohn des Gründungspräsidenten Kenias. Sein Kontrahent, der 72-jährige Odinga ist ein ehemaliger politischer Häftling und Sohn des ersten Vizepräsidenten Kenias. Er stammt aus dem Luo-Volk im Westen des Landes. Die Menschen dort fühlten sich über Jahre von der Regierung in Nairobi vernachlässigt und von der politischen Macht ausgeschlossen. Kenyatta ist ein Kikuyu. Diese Volksgruppe hat drei der vier kenianischen Präsidenten seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1963 gestellt.

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