Süddeutsche Zeitung

Alternative für Deutschland:AfD-Vorstandsmitglied verlässt die Partei

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Das AfD-Vorstandsmitglied Steffen Königer hat seinen Austritt aus der Partei erklärt. Der Brandenburger Landtagsabgeordnete begründete seine Entscheidung mit der Ohnmacht der Gemäßigten gegenüber radikalen Kräften in der AfD. "Die Bürgerlichen in der AfD haben den Kampf gegen die Destruktiven in der Partei in vielen Landesverbänden endgültig verloren", erklärte er. Zunächst hatte der RBB über den Austritt Königers berichtet.

In der AfD nehme die "Begeisterung über bewusste Grenzübertritte von wenigen Protagonisten nicht ab". Er wirft der AfD teils sektenartige Strukturen vor. Ziel für viele in der Partei sei "der Aufbau von sektenartig organisierten Gefolgschaften", in denen Treue höher stehe als Sacharbeit, erklärte Königer. Eine möglicherweise drohende Beobachtung durch den Verfassungsschutz werde dabei von vielen Funktionsträgern fahrlässig in Kauf genommen.

Als Beispiel nannte er die Debatte über den Umgang mit dem Parteinachwuchs. Einige AfD-Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen, der Jungen Alternative den Status als Jugendorganisation der Partei abzuerkennen - andere, darunter der Thüringer Landeschef Björn Höcke, sind dagegen. Mehrere Landesverbände der Jungen Alternative werden unter anderem aufgrund von in Internetforen geäußerten Gewaltfantasien und rassistischen Äußerungen vom Verfassungsschutz beobachtet.

"Ein Verbleiben in der Partei kann ich unter diesen Umständen mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren", erklärte Königer. Er hatte sich Mitte November erfolglos für einen der vorderen Plätze auf der Kandidatenliste der AfD für die Europawahl beworben. Dem Landtag will er künftig als fraktionsloser Abgeordneter angehören. Ob er sich einer anderen Partei anschließt, ließ er auf Nachfrage offen. Er habe dazu kein Angebot.

Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Kay Gottschalk sagte, dieser Austritt sei "bedauerlich". Die von Königer gelieferte Begründung ließ er nicht gelten. Er vermute, dass eher persönliche Gründe eine Rolle gespielt hätten.

Königer war seit Dezember 2017 Mitglied des AfD-Bundesvorstands. Bei einer Abstimmung in diesem Gremium hatte er sich kürzlich dafür ausgesprochen, der Jungen Alternative ihren Status als offizielle Jugendorganisation abzuerkennen und eine Neugründung in Angriff zu nehmen. Dies soll gemäß dem Vorstandsbeschluss nun ein Parteikonvent prüfen, entscheiden müsste letztlich ein Parteitag.

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