Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Zu Ende geweint

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In britischen Supermärkten gibt es nun Zwiebeln, die keine Tränen verursachen sollen. Zumindest nicht beim Schneiden.

Von Veronika Wulf

Eine Kerze anzünden, das Fenster öffnen, einen Löffel, ein Kaugummi oder ein Schluck Wasser in den Mund nehmen und eine Taucherbrille aufsetzen. All das soll verhindern, dass man beim Zwiebelschneiden weinen muss. Ein besonders cleverer Tipp lautet auch: Nutzen Sie die Küchenmaschine. Warum nicht gleich: Schneiden Sie keine Zwiebeln.

Doch das Problem könnte jetzt ohnehin gelöst sein. Zumindest in Großbritannien, wo es künftig Sunions zu kaufen gibt, wie der Guardian berichtet, und in den USA, wo es diese schon länger gibt. Die Zwiebelsorte ist mild und arm an jenen Reizstoffen, die zwiebelliebende Fressfeinde fernhalten sollen und diese deshalb beim Schneiden attackieren. Da der Zwiebel größter Fressfeind der Mensch ist, hat dieser in seiner scheinbar mächtigsten Gestalt (der eines deutschen Chemiekonzerns namens Bayer) in drei Jahrzehnten die Sunion gezüchtet - ein Wortmix aus Sun und Onion, weil sie so mild und süß wie die Sonne ist, oder so. In Deutschland hieße sie wohl Swiebel.

Diese nicht genmanipulierte, sondern durch Kreuzung entstandene Sorte ist angeblich als "tränenlos" zertifiziert, von der Ohio State University und von BASF, dem anderen deutschen Chemiekonzern, dem die Knolle inzwischen gehört. Zum Heulen ist lediglich, dass sie 50 Pence pro Stück (60 Cent) kostet und damit deutlich mehr als ihr scharfer Vorgänger, und aus den USA importiert werden muss, weil sie bisher nur in Nevada and Washington angebaut wird.

Fehlt nur noch ein Knoblauch, der keinen Mundgeruch und ein Schnaps, der keinen Kater verursacht. Und eine neue Ausrede, wenn man mal wieder wegen Liebeskummer in Tränen aufgelöst in der Küche steht.

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