Süddeutsche Zeitung

Zugunglück:Warnsystem auf italienischer Zugstrecke war veraltet

Nach dem schweren Eisenbahnunglück in Süditalien mit 27 Toten und 50 Verletzten hat die Ursachenforschung begonnen. Im Zentrum der Ermittlungen steht aktuell ein offenbar veraltetes Telefonwarnsystem.

Der Bahnpolizei zufolge gibt es im fraglichen Abschnitt zwischen den Städten Andria und Corato kein automatisches Warnsystem, das sich einschaltet, wenn sich zwei Züge einander nähern. Stattdessen würden sich die Stationsvorsteher an der eingleisigen Strecke gegenseitig anrufen, um über einen abfahrenden Zug zu informieren. Massimo Nitti, Chef der betroffenen Bahngesellschaft Ferrotramviaria, sagte der Zeitung La Repubblica, der Unfall habe sich auf der einzigen von Ferrotramviaria befahrenen Strecke ereignet, auf der diese Art der Warnung noch üblich sei.

Schon seit 2007 habe es Pläne gegeben, die Strecke zweigleisig auszubauen, schreibt La Repubblica. Nitti sagte nun, der Ausbau des betroffenen Abschnitts sei für 2018 geplant gewesen. Dann hätte auch ein modernes Warnsystem installiert werden sollen. Auf benachbarten Abschnitten habe eine Modernisierung bereits stattgefunden, nur das Stück zwischen Andria und Corato sei noch nicht in Angriff genommen worden.

Die Bergungsarbeiten liefen in der Nacht weiter. Die Einsatzkräfte setzten einen Kran und Spürhunde ein, um in den Trümmern nach vermissten Personen zu suchen. Die Blackbox des aus Corato kommenden Zuges ist bereits gefunden und wird nun ausgewertet. Nach der anderen Blackbox wird noch gesucht.

Die beiden Pendlerzüge waren am Dienstagvormittag etwa 40 Kilometer westlich der Hafenstadt Bari frontal zusammengestoßen. Es ist das folgenschwerste Zugunglück in Italien seit Jahrzehnten.

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