Süddeutsche Zeitung

Brandanschläge:Fernverkehr zwischen Hamburg und Berlin noch bis Samstag gestört

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Mehrere Brandanschläge in Kabelschächten in Hamburg haben weitreichende Folgen: Zwischen der Hansestadt und Berlin können derzeit keine Züge fahren. Ermittler vermuten ein politisches Motiv.

Der Bahnverkehr der Deutschen Bahn zwischen Hamburg und Berlin dürfte laut einer Unternehmenssprecherin aufgrund mehrerer Brandanschläge noch bis zum Samstag gestört sein. "Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist voraussichtlich erst im Laufe des Samstagmorgens wieder möglich", teilte eine Bahnsprecherin am Freitag mit.

Nach mehreren Bränden an Kabelschächten gehen die Ermittler von einem politischen Motiv aus. Das teilte die Polizei am Freitag in Hamburg mit. Ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr berichtete, dass Versorgungsleitungen für Signal- und Kommunikationstechnik von den Bränden betroffen sind. Auch ein DB-Sprecher sagte, dass ein Brand "an der Infrastruktur der Deutschen Bahn in Hamburg" die Ausfälle verursacht habe. Nahverkehrsverbindungen seien ebenfalls betroffen.

"Die Fernverkehrszüge werden teilweise über Uelzen umgeleitet oder fallen aus", hieß es weiter von der Bahn. Umleitungen über Uelzen verursachen auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin in der Regel rund 30 Minuten Verspätung. Aus der Online-Fahrplanauskunft der DB ging hervor, dass etwa zwei Drittel der ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Berlin aktuell ausfallen.

"Als Alternative sind auch Fahrten mit Umstieg in Hannover möglich. Dadurch verlängert sich jeweils die Fahrtzeit", sagte ein DB-Sprecher. Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin sei voraussichtlich erst im Laufe des Abends wieder möglich. Von den Vandalismusschäden ebenfalls betroffen waren den DB-Angaben zufolge ICE- und IC-Züge zwischen Hamburg - Rostock - Stralsund (- Ostseebad Binz) - auch hier fielen Züge aus.

Nach einem Bericht der Hamburger Morgenpost hat es in mehreren Kabelschächten an Bahntrassen in Hamburg gebrannt. Unbekannte sollen die Kabelkanäle geöffnet und vorsätzlich Feuer gelegt haben. Die einzelnen Brände waren klein, hatten aber dennoch große Folgen. Wie die Zeitung weiter berichtet, waren Feuerwehr und Polizei zwischen drei und vier Uhr im Einsatz. Gemeldet wurden Brände in Kabelschächten an drei Orten in Hamburg. Die Lokführer sollen die Brände teilweise selbst gelöscht haben.

Da sie neben dem Bahndamm Geräusche gehört haben wollen, durchsuchten Polizisten das Gebiet. Die Polizei ermittelt, hält sich aber bedeckt. Inzwischen ist im Internet eine Art Bekennerschreiben aufgetaucht. Auf "indymedia.org" behaupten Unbekannte, sie hätten "Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur" sabotiert. Dabei hätten sie sich auf Abschnitte beschränkt, die "nur für den Güterverkehr" bestimmt seien. Das ist nicht gelungen, was die Täter aber vermutlich mehr als billigend in Kauf nehmen.

Wissing verurteilt Anschläge als "Form von Terrorismus"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat nach den mutmaßlichen Brandanschlägen ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats gefordert. "Solche Anschläge sind eine Form von Terrorismus", sagte Wissing der Deutschen Presse-Agentur. "Wir können nur von Glück sprechen, dass kein Mensch körperlichen Schaden erlitten hat." Solche Anschläge erschwerten neben dem Personenverkehr auch die sichere Versorgung mit zum Teil lebensnotwendigen Gütern. "Ich erwarte, dass der Rechtsstaat hier konsequent durchgreift. Der gesellschaftliche Konsens muss sein, dass wir jegliche Gewalt und Extremismus ächten."

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