Süddeutsche Zeitung

Wildtierdrama in den USA:Zoobesitzer lässt seine Tiere frei

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Bengalische Tiger, Grizzlybären, Orang-Utans: Als wäre die Arche Noah gestrandet, beschreibt ein Zeuge die obskure Szenerie in Zanesville, Ohio. Ein Zoobesitzer ließ die wilden Tiere auf die US-Kleinstadt los, bevor er sich selbst das Leben nahm.

Mehr als 50 frei herumlaufende Zootiere haben die Einwohner einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Ohio in Angst und Schrecken versetzt. Am Mittwoch herrschte in Zanesville Ausnahmezustand, nachdem am späten Vorabend (Ortszeit) Bären, Tiger, Löwen, Orang-Utans, Kamele, Geparde und andere exotische Tiere aus einem Privatzoo freigelassen worden waren.

Schulen blieben geschlossen, Dutzende mit Gewehren bewaffnete Polizisten sperrten für ihre Jagd nach den exotischen Tieren zahlreiche Straßen, die Menschen verbarrikadierten sich in ihren Häusern.

"Ausgewachsen, groß und sehr aggressiv"

Der Zoo-Besitzer Terry Thompson habe die Gehege seines privaten Anwesens an einer Hauptstraße am Dienstag geöffnet, bevor er sich selbst umgebracht habe, sagte Sheriff Matt Lutz bei einer Pressekonferenz. Ihm zufolge hielt Thompson insgesamt 56 Tiere, darunter 18 Tiger, 17 Löwen und acht Bären.

Die Beamten sowie herbeigeeilte Mitarbeiter des Zoos in Ohios Hauptstadt Columbus hatten sich noch in der Nacht auf der Suche nach den "ausgewachsenen, großen und sehr aggressiven" Tieren gemacht. 48 Tiere seien erlegt und sechs in einen Zoo gebracht worden, berichtete der Sheriff. Ein Affe und ein Wolf blieben den Angaben zufolge noch verschwunden.

Sheriff Lutz verteidigte die Entscheidung der Polizei, auf die Tiere zu schießen. "Die Nacht brach herein, und wir konnten es nicht riskieren, diese Tiere in Freiheit zu lassen", sagte er. "Wir haben es hier nicht mit normalen Haustieren wie einer Katze oder einem Hund zu tun. Es geht hier um fast 140 Kilo schwere Bengalische Tiger." Außerdem hätten keine geeigneten Betäubungsmittel zur Verfügung gestanden.

Der emeritierte Direktor des Columbus-Zoos, Jack Hanna, unterstützte die Behörden vor Ort: "Es ist, als wäre die Arche Noah hier gestrandet", sagte er bei der Pressekonferenz. Lutz sprach von einer "furchterregenden Szene", als seine Mitarbeiter abends bei der privaten, 40 Hektar großen Muskingum County Animal Farm eintrafen und die Tiere wild im Dunkeln herumlaufen sahen.

Der Zoobesitzer hatte mit seiner Tiersammlung schon seit Jahren für Beschwerden in der Bevölkerung gesorgt, berichtete die örtliche Zeitung Zanesville Times Recorder. Im Oktober 2010 sei er nach einer einjährigen Haftstrafe, unter anderem wegen Tierquälerei, aus dem Gefängnis gekommen.

Auch die Tierschutzorganisation Peta hatte beim US-Landwirtschaftsministerium über die illegalen Aktivitäten des Zoobesitzers geklagt. "Das Erschießen Dutzender exotischer Tiere in Zanesville ist ein tragisches Beispiel, wie falsch Dinge laufen können, wenn Menschen erlaubt wird, wilde Tiere zu halten", teilte Peta mit.

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dpa/beu
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