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Wolfgang Koszics:Reemtsma-Entführer tot an der Algarve gefunden

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Leiche von Koszics bereits im Februar 2014 gefunden

Reemtsma-Entführer Wolfgang Koszics ist tot. Die Leiche des 72-Jährigen sei bereits im Februar 2014 an der Südküste Portugals entdeckt worden, sagte eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft und bestätigte damit einen Bericht der Bild-Zeitung. Der Tote sei bald nach dem Fund identifiziert worden. Das Landeskriminalamt habe im Mai vergangenen Jahres über Verbindungsbeamte der deutschen Botschaft in Portugal davon erfahren. Im Juni sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Ungeklärte Todesursache

Zur Todesursache und zum genauen Fundort der Leiche konnte die Sprecherin keine Angaben machen. "Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen." Sie bestätigte jedoch, dass Koszics an der Algarve von einer Klippe gestürzt sei. Es sei ein Rechtshilfeersuchen an die portugiesischen Behörden gestellt worden, dessen Beantwortung noch ausstehe. Zum Inhalt des Ersuchens wollte die Sprecherin nichts sagen. Dem Pressebericht zufolge soll Koszics viel Alkohol im Blut gehabt haben. Seine Leiche habe im Meer unter der Klippe getrieben. Es sei eine Obduktion durch einen Hamburger Gerichtsmediziner geplant.

Die Reetsma-Entführung

Im März 1996 hatte eine vierköpfige Bande den Hamburger Millionenerben und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma entführt und ihn in Ketten in einem Verlies in Garlstedt bei Bremen festgehalten. Nach 33 Tagen ließen die Täter Reemtsma für umgerechnet etwa 15,3 Millionen Euro - das bis dahin höchste bekannte Lösegeld in Deutschland - unverletzt frei. Vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur.

Die Verhaftung Koszics

Koszics war Ende Mai 1996 in der spanischen Stadt Murcia festgenommen worden. Bei seiner Festnahme hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen. Am 14. Februar 1997 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren. Im Oktober 2013 war als letzter der Verurteilten Thomas Drach nach mehr als 15 Jahren aus der Haft entlassen worden.

Im Zusammenhang mit dem verschwundenen Lösegeld hatte das Aachener Landgericht am 28. Oktober 2014 einen Erpresser zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der damals 62-jährige habe führende Mitglieder der mittlerweile verbotenen Frankfurter Rocker Hells Angels mit seinem Wissen über Geldwäsche von Teilen des Reemtsma-Lösegeldes erpresst und rund 30 000 Euro abkassiert, stellte das Gericht fest.

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