Süddeutsche Zeitung

Weltmännertag:Arme Schweine mit Bohrmaschine

Lesezeit: 2 min

Männer, seid ganz Ihr selbst! Ihr könnt es uns sowieso nicht recht machen.

Violetta Simon

An einem Augusttag im Jahre 1910 hatte die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin eine hervorragende Idee: Sie erfand den Weltfrauentag. Am 8. März 1911 kämpften Frauen erstmals für ihr Wahlrecht, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung. Und weil sie gerade dabei waren, setzten sie sich auch gleich noch für eine bessere Völkerverständigung, Entspannungspolitik und Friedensbewegung ein.

Schon immer haben Frauen sehr gerne nebenbei noch ein, zwei Dinge miterledigt. Mit dem Frühstückstoast im Mund schreiben sie die Einkaufsliste und telefonieren dabei mit dem Kinderarzt. Damals waren es eben Emanzipation und Weltfrieden in einem Aufwasch. Männer haben dieses Potenzial sofort erkannt und überlassen uns seither viele dieser unangenehmen Erledigungen. Damit wir uns gut dabei fühlen, klopfen sie uns zwischendurch mal auf die Schulter und bezeichnen uns als "multitaskingfähig".

Ganze 90 Jahre später, im Jahr 2000, haben die Stadt Wien und die Gorbatschow-Foundation erstmals der Tag des Mannes ausgerufen - so dringend kann´s also nicht gewesen sein. Und wenn man die Kritikpunkte betrachtet, fragt man sich, warum es überhaupt dazu kam. Während Frauen damals für Wahlrecht und Weltfrieden auf die Straße gingen, beklagen sich die Herren heute darüber, dass es keinen Männerarzt gibt!

Zugegeben, diese Ungerechtigkeit ist natürlich himmelschreiend. Doch liebe Männer, Ihr habt ganz andere Probleme! Merkt Ihr denn nicht, was die Frauen mit Euch machen? Wie sie Euch manipulieren, in die Irre führen, Euch bis ins Innerste verunsichern? Selbst nach intensivsten Recherchen und eingehender Prüfung verschiedener Partnerinnen fragt Ihr Euch noch immer: Was will die Frau bloß von mir?

Bekifft über die Blumenwiese

Man muss sich bewusst machen, dass die Anforderungen an den Mann in den vergangenen 50 Jahren ständig gewechselt haben: In den 50ern wurde er freundlich, aber bestimmt mit der Aktentasche unterm Arm aus der Wohnung geschubst. Dafür gab es nach Feierabend warmes Essen und Pantoffeln. In den 60ern musste er weiter für das Einkommen sorgen, Essen und Pantoffeln entfielen. In den 70ern durfte er sich ein Blümchen hinters Ohr klemmen und bekifft über die Wiese hüpfen. Hauptsache, er verhielt sich nicht wie ein Mann.

In den 80ern kam dann die Scheidungswelle - und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, er hatte es gründlich vermasselt. Zumindest, wenn es nach den Frauen ging. Und weil es sowieso schon egal war, hielt er sich an Don Johnson und versuchte sich als Macho. Und siehe da, er kam damit richtig gut an. Jedenfalls bis in die 90er, wo er sich schließlich von den Softies und Frauenverstehern verdrängen lassen musste. Und heute? Wer bitte will heute noch Frauenversteher! Mittlerweile verstehen wir uns ja selbst nicht mehr.

Die Situation hat sich also zugespitzt, und sie ist für den Mann alles andere als komisch: Die Frauen haben es sich wieder einmal anders überlegt, sie wollen jetzt keinen bestimmten Typ Mann mehr. Lieber von allem ein bisschen, je nach Situation. Sie haben einen Job, können Auto fahren und bohren ihre Löcher gern selber in die Wand. Dazu braucht es einen Mann, der sich nicht immer beweisen muss und sich auch mal zurücknehmen kann. Nur haben sie zum Bohren und Dübeln aber nicht immer Lust. Dann ist der Black&Decker-Ritter gefragt, der anpackt, anschließend alles wieder aufräumt und uns bekocht. Ideal wäre also eine gute Mischung. Von jedem ein bisschen, ganz nach Bedarf.

Zu viel verlangt? Da sieht man es wieder: Männer sind einfach nicht multitaskingfähig - arme Schweine eben. Und da wundern wir uns, wenn sie am Weltmännertag jedesmal die Sau rauslassen.

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