Süddeutsche Zeitung

Washington:Mann schießt in Pizzeria um sich - wegen "Fake News" über Hillary Clinton

Im US-Wahlkampf war das Restaurant "Comet Ping Pong" in Washington durch sogenannte Fake News zu zweifelhafter Bekanntheit gelangt. In den Falschmeldungen war verbreitet worden, Hillary Clinton und ihr Wahlkampfleiter würden von dort aus ein Pädophilennetzwerk betreiben. Das Lager um Donald Trump hatte diese Gerüchte aufgegriffen. Michael Flynn, der derzeit unter Trump als nationaler Sicherheitsberater gehandelt wird, teilte Anfang November auf Twitter einen entsprechenden Bericht darüber.

Welche dramatische Eigendynamik diese Falschmeldungen entwickelten, mussten der Restaurantbesitzer und seine Mitarbeiter schon früh erfahren: In sozialen Medien wurden sie immer wieder angegriffen und bekamen Hassmails mit Todesdrohungen. Obwohl die Polizei mitteilte, dass an den Gerüchten um das Pädophilennetzwerk nichts dran sei, wurde im Internet unter dem Hashtag #Pizzagate weiter darüber diskutiert. Auch von einem angeblichen Tunnel, in dem Kinder versteckt und gefoltert würden, war die Rede.

Real wurde die Bedrohung für die Restaurant-Angestellten an diesem Wochenende: Ein 28-jähriger Mann habe den Gerüchten persönlich nachgehen wollen - mit Waffengewalt, wie die Polizei meldet. Gegen drei Uhr am Sonntagnachmittag habe er die Pizzeria betreten und dort seine Waffe auf einen Angestellten gerichtet, berichtet die Washington Post. Der Pizzeria-Mitarbeiter habe fliehen und die Polizei alarmieren können. Der Täter habe mehrere Schüsse abgegeben.

Nach Angaben der Polizei ist bei der Schießerei niemand verletzt worden. 45 Minuten nachdem der Mann das Restaurant betreten und um sich geschossen hatte, wurde der 28-Jährige festgenommen. Die Polizei nahm ihm insgesamt drei Waffen ab.

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