Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Rad ab

Besser als Osteopathie: US-Wildhüter haben einen Wapiti-Hirsch von einem schweren Reifen befreit. Das Tier war zwei Jahre lang damit durch die Wildnis gelaufen.

Von Violetta Simon

Wer den ganzen Tag vor dem PC sitzt, weiß: Verspannte Nacken- und Schultermuskulatur sind die Geißel der Menschheit. Eine typische Zivilisationskrankheit, verursacht durch stundenlange Schreibtischarbeit. Doch was leidgeprüfte Bürohengste erleiden, ist nichts im Vergleich zu dem, was ein Wapiti-Hirsch im US-Bundesstaat Colorado durchgemacht hat: Ganze zwei Jahre war das Tier mit einem schweren Autoreifen um seinen Hals in der Wildnis unterwegs. Was für eine Erlösung muss es gewesen sein, als Wildhüter ihm das Monstrum entfernten, in dem sich auch noch fünf Kilo Unrat angesammelt hatten.

Wie es zu der ungewöhnlichen Zusammenkunft von Hirsch und Reifen gekommen war, ist unbekannt. Die Ranger vermuten, das neugierige Tier habe - entweder als junges Kalb oder im Winter, wenn die Hirsche ihr Geweih abwerfen - seinen Kopf in einen Reifenstapel gesteckt und sich dabei ein Exemplar über den Kopf gestreift. Dass der Hirsch eine Schwäche für Statement-Ketten hat, darf ausgeschlossen werden. Auch ist es weniger der Spieltrieb, sondern vielmehr der Hunger, der Wildtiere dazu bringt, sich in Gärten herumzutreiben und auf Futtersuche in Schaukeln, Hängematten oder Volleyballnetzen zu verfangen und diese mitzunehmen.

Bedauerlicherweise mussten die beiden Ranger dem Wapiti bei der Aktion das Geweih abtrennen, um den Reifen entfernen zu können. Das ist schlecht für die Brunft, aber gut für den Hirschnacken: Immerhin muss der nun, so sagen die Wildhüter, ganze 16 Kilogramm weniger stemmen - eine Entlastung, von der selbst die besten Osteopathen nur träumen können.

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