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Vergewaltigungsvorwürfe:US-Magazin zeigt Cover mit 35 mutmaßlichen Cosby-Opfern

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Eingeschlagen wie eine Bombe

Die Website nymag.com ist seit Stunden nicht erreichbar. Das könnte daran liegen, dass die Titelstory, die das New York Magazine am Sonntagabend veröffentlichte, eingeschlagen ist wie eine Bombe. So zumindest formuliert es die Onlineseite des Business Insider UK.

35 Frauen sind auf dem Cover der US-Zeitschrift abgebildet. 35 Frauen, die alle ausgesagt haben, von Bill Cosby sexuell missbraucht worden zu sein. Es sind Schwarzweißfotos, alle Frauen sitzen auf Holzstühlen. Am Ende der Reihe ist ein leerer Stuhl abgebildet - für weitere mögliche Opfer.

Sechs Monate lang hat das Magazin nach eigenen Angaben an der Geschichte recherchiert. Die Journalisten haben Informationen zu allen bekannten Fällen gesammelt und in Einzelinterviews mit den mutmaßlichen Opfern gesprochen. Gezeichnet wird das Bild eines skrupellosen und manipulativen Mannes, der Frauen zum Sex nötigte.

"Er kann jetzt nicht länger behaupten, dass wir lügen"

"Ich habe keine Angst mehr. Ich fühle mich stärker als er", sagt zum Beispiel Chelan Lasha, die angibt, 1986 von Cosby vergewaltigt worden zu sein. "Er kann jetzt nicht länger behaupten, dass wir lügen", wird Patricia Steuer zitiert. Sie berichtet, wie Cosby ihr als 22-Jährige im Jahr 1978 etwas in den Drink mixte und sie später nackt neben ihm im Bett aufgewacht sei.

Cosby, der in den 80er Jahren mit der Sitcom "The Cosby Show" weltbekannt wurde, gerät wegen der Vergewaltigungsvorwürfe immer stärker unter Druck. Immer mehr Frauen melden, von ihm mit Beruhigungsmitteln gefügig gemacht und dann zum Sex gezwungen worden zu sein. Zum Teil liegen die Vorfälle Jahrzehnte zurück.

Einblicke aus einem früheren Prozess

Anfang Juli wurden Gerichtsunterlagen aus einem früheren Prozess veröffentlicht. Aus ihnen geht hervor, dass Cosby im Jahr 2005 unter Eid den Besitz von Beruhigungsmitteln zugegeben und damals auch eingestanden hatte, diese Medikamente mindestens einer Frau vor dem Sex gegeben zu haben.

Die Nachrichtenagentur AP hatte die Veröffentlichung der Unterlagen gerichtlich durchgesetzt, Cosbys Anwälte hatten das zu verhindern versucht. Das Gericht gab die Dokumente frei und begründete dies mit dem öffentlichen Interesse an dem Verfahren.

Die jetzige Story im New York Magazine erhöht noch einmal den Druck auf den Schauspieler, sich persönlich zu äußern. Bisher bestreitet er sämtliche Vorwürfe.

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