Süddeutsche Zeitung

Vaterschaftsklage gegen Belgiens Albert II.:Königlich peinlich

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Ist Delphine Boël die Tochter von Belgiens König Albert II.? Und kann er, nun da er abgedankt hat, vor Gericht zu einem Vaterschaftstest gezwungen werden? Diese Fragen beschäftigen gerade das ganze Land. Und pikante Privatfotos scheinen eine eindeutige Antwort zu geben.

Von Javier Cáceres, Madrid

Es ist nicht ganz die Büchse der Pandora, die sich öffnete, nachdem Albert II. am 21. Juli überraschenderweise als belgischer König abdankte. Aber ein kleines, alles andere als unbedeutendes Schächtelchen tat sich doch auf. Darin: alte Bilder der Vertrautheit, die Belgiens Öffentlichkeit überrascht haben und das alte Staatsoberhaupt beschämen dürften.

Just, da sein Sohn und Nachfolger Philippe die ersten offiziellen Termine als König wahrnimmt, veröffentlichten belgische Zeitungen und TV-Sender am Dienstag Fotos, die man wohl als Belege für etwas werten darf, das Albert bislang nie ausdrücklich bestätigt, aber auch nie gänzlich geleugnet hat: dass er fast 20 Jahre lang eine Beziehung zu der nun 72-jährigen Sybille de Séys Longchamps unterhielt. Sie ist die Mutter einer nunmehr 45-jährigen Frau namens Delphine Boël, die vor der Justiz darum kämpft, endlich als Tochter Alberts anerkannt zu werden.

Auf den familiär anmutenden Fotos aus den Siebzigerjahren, die nun die Runde machen, ist Albert mit Sybille und Delphine zu sehen, als diese noch ein Kind war.

Neue Nahrung erhielt damit auch der juristische Kampf der Delphine Boël. Schon vor Wochen hatte sie vor Gericht verlangt, dass ihre DNA mit der Erbmasse von zwei der drei offiziellen Kinder Alberts verglichen wird - womit sie nebenbei an die Gerüchte erinnerte, das dritte Kind stamme gar nicht von Albert. Am Dienstag ließ sie die ursprüngliche Klage fallen - um Albert selbst zum Gentest zu zwingen.

Albert, ein ganz normaler Belgier?

Vor Alberts Abdankung hatte sie diesen Schritt gar nicht erst gewagt, denn Belgiens Verfassung verleiht dem König besonderen Schutz vor Verfolgung durch Gerichte. Boël meint nun, Albert sei durch die Abdankung zumindest in den Augen der Justiz ein normaler Belgier - und juristisch angreifbar geworden.

Zugleich werden immer neue Details aus dem Doppelleben Alberts in den Sechzigern und Siebzigern bekannt. Er hatte zwar schon 1999 in einer Weihnachtsansprache eingeräumt, dass seine Ehe mit Paola große Prüfungen überstehen musste. Nun erfahren die Belgier, dass zwei Mal Scheidungsverträge aufgesetzt waren und sogar das unverzichtbare Einverständnis von Alberts verstorbenen Bruder Baudouin, dem damaligen belgischen König, vorlag. Auch de Sélys Longchamps berichtet nun von den seelischen Qualen, die ihr und ihrer Tochter bereitet wurden. Und dass sie ihren früheren Ehemann Jacques Boël sogar über das Stadium ihrer Schwangerschaft belog: "Ich wollte nicht, dass er bei der Geburt dabei ist."

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Quelle:
SZ vom 04.09.2013
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