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USA:Zwei Polizisten in Ferguson angeschossen

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Unruhen in Ferguson

In der Kleinstadt Ferguson sind zwei Polizisten durch Schüsse verletzt und mit einem Krankenwagen abtransportiert worden . Die Polizei hat den Vorfall bestätigt. Einem 41-Jährigen wurde demnach in die Schulter, einem 32-Jährigen ins Gesicht geschossen. Beide konnten Medienberichten zufolge das Krankenhaus wieder verlassen.

Am Abend hatten sich mehrere Dutzend Demonstranten auf der Straße vor der Polizeistation von Ferguson versammelt. Immer wieder sei es zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, es gab Festnahmen, größtenteils sei es aber ruhig geblieben, berichtet die New York Times. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters fielen die Schüsse gegen Mitternacht (Ortszeit).

Im Netz kursiert ein Amateurvideo, das zu der Zeit gedreht worden sein soll. Auf dem verwackelten Film ist eine ruhige Straße zu sehen, von Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten keine Spur. Dann fallen Schüsse, Menschen schreien, mehrere Polizisten bringen sich mit gezogener Waffe in Stellung.

Noch gibt es keine Spur von Täter und Tatwaffe. "Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wer geschossen hat", sagte der Chef der County Police, Jon Belmar, bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Er nehme aber an, dass die Schüsse gezielt auf seine Leute abgefeuert wurden.

Polizeichef und Verwaltungschef in Ferguson treten zurück

Am früheren Abend war als Reaktion auf einen Bericht des US-Justizministeriums über die systematische Schikanierung von Afroamerikanern in Ferguson der Polizeichef zurückgetreten. "Mit Trauer gebe ich meinen Rücktritt bekannt", schrieb Thomas Jackson in einem Brief, den die Zeitung St Louis Post-Dispatch am Mittwoch veröffentlichte. Am 19. März wird er aus dem Amt scheiden. Die Demonstranten von Ferguson hatten den Rücktritt seit Monaten gefordert.

Einen Tag zuvor hatte bereits Verwaltungsdirektor John Shaw die Konsequenz aus den schweren Vorwürfen gezogen. Insgesamt sind sechs Mitarbeiter der Stadtverwaltung nach Veröffentlichung des Berichts zurückgetreten. Bürgermeister James Knowles konnte sich bislang im Amt halten, er hat tiefgreifende Reformen zugesagt - für seine 21 000-Einwohner-Stadt, in der zwei Drittel schwarz sind.

Systematische Diskrimierung von Schwarzen

Ferguson war im August 2014 international in die Schlagzeilen geraten, nachdem dort der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden war. Zwar entschied das US-Justizministerium, das Verfahren gegen den Polizisten einzustellen. Ein in der vergangenen Woche veröffentlichter Bericht bestätigte indes eine routinemäßige Schikanierung von Afroamerikanern in Ferguson. So sollen etwa Schwarze übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt worden sein, um die städtischen Kassen zu füllen.

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