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USA:New Yorker Polizei sammelt Beweise für Haftbefehl gegen Weinstein

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Die New Yorker Polizei ermittelt gegen Filmproduzent Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung. Die konkreten Vorwürfe werden demnach als glaubwürdig eingestuft. Man sammle derzeit Beweise, um einen Haftbefehl zu erwirken, sagte der Chef der Kriminalpolizei, Robert Boyce. Anlass ist die öffentliche Anschuldigung von Schauspielerin Paz de la Huerta: Sie wirft Weinstein vor, sie vor sieben Jahren zwei Mal in ihrer eigenen Wohnung vergewaltigt zu haben.

Vor vier Wochen waren erstmals Anschuldigen gegen den 65-Jährigen laut geworden. Mehrere Frauen erklärten, Weinstein habe sie sexuell belästigt - darunter prominente Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Manche Vorwürfe sind 30 bis 40 Jahre alt, andere stammen aus der jüngeren Vergangenheit. Die Zahl der mutmaßlich betroffenen Frauen ist seither gestiegen, in einigen Fällen wird ihm Vergewaltigung vorgeworfen. Neben der New Yorker Polizei wird auch in Los Angeles und London gegen Weinstein ermittelt.

Nach Polizeiangaben sind die Aussagen de la Huertas in Teilen bereits bestätigt. Sie seien deshalb so glaubwürdig, weil die amerikanische Schauspielerin jede Minute der Vorfälle habe schildern können - wo sie war, an welchem Ort sie sich mit Weinstein getroffen habe und was dieser tat. Auf einer Pressekonferenz erklärte Polizeichef Boyce weiter: Wenn die Vorwürfe aktuell wären und sich Weinstein in New York aufhalten würde, "würden wir direkt hin und ihn verhaften. Kein Zweifel."

Schauspielerin rechtfertigt sich für Schweigen

Die Boardwalk Empire-Schauspielerin hatte CBS News gesagt, die erste Vergewaltigung sei im Oktober 2010 geschehen, als Weinstein sie nach einer Party nach Hause gefahren habe. Er habe darauf bestanden, für ein Getränk mit in ihre Wohnung zu kommen und sie dann zum Sex gezwungen. Die zweite Vergewaltigung zwei Monate später habe ebenfalls in ihrem Appartement stattgefunden: Sie sei betrunken und daher nicht in der Lage gewesen, ihr Einverständnis zum Sex zu geben.

Weinstein hat bisher alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er argumentiert, die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich gewesen.

Der Polizei zufolge traute sich die Schauspielerin nicht früher zu ihrer Aussage - aus Angst, ihrer Karriere zu schaden. Zudem sei sie nicht sicher gewesen, ob ihr jemand glaube würden - schließlich sei Weinstein eine die wichtigsten Figuren der US-Filmbranche gewesen.

Polizeichef Boyce sagte, Weinstein wisse, dass die Polizei mit ihm sprechen wolle. Er hat eine Wohnung und ein Büro seiner Produktionsfirma in New York. Am Freitag war der Aufenthaltsort des Produzenten unbekannt. Die Nachrichtenwebseite TMZ meldete, Weinstein sei mit Perücke und Kappe verkleidet in einem Restaurant in Phoenix gesichtet worden.

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