Süddeutsche Zeitung

Unglück mit 27 Toten:Ermittlungen nach Brand in Bukarester Disco

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Der Großbrand in einer Diskothek in Bukarest hatte möglicherweise deswegen so katastrophale Folgen, weil Sicherheitsbestimmungen verletzt wurden. Es gebe Hinweise darauf, "dass die gesetzlichen Vorschriften nicht eingehalten wurden", sagte Präsident Klaus Iohannis am Samstag nach einem Krisentreffen in der rumänischen Hauptstadt.

Er hoffe darauf, dass die Behörden ihre Ermittlungen "mit Schnelligkeit und Entschiedenheit" fortsetzten. Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Bei dem Brand im Nachtclub "Colectiv" im Zentrum von Bukarest waren in der Nacht zum Samstag 27 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 160 weitere wurden verletzt. 25 Personen sollen im Krankenhaus noch in Lebensgefahr schweben.

"Nichts Spektakuläres"

Nach Angaben von Augenzeugen steckten bei einem Rockkonzert der Metalband "Goodbye to Gravity" Feuerwerkskörper der Bühnenshow eine Säule und einen Deckenabschnitt in Brand. Offenbar ließ sich zunächst nur einer von zwei Ausgängen öffnen. Die BBC berichtete, verzweifelte Besucher hätten die zweite Tür schließlich mit Gewalt aufgebrochen, um zu entkommen.

Ein Augenzeuge beschrieb die Situation in einem Blogbeitrag so: "Anfänglich geriet niemand in Panik. Der Sänger (...) bewahrte die Fassung und machte ruhig einen Sicherheitsmann darauf aufmerksam, die Sache in Ordnung zu bringen." Dieser sei auch gekommmen, doch es sei ihm nicht gelungen, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Niemand hätte mit so einer Gefahr gerechnet. "Wie viele Einrichtungen in Rumänien haben schon funktionierenden Brandschutz?"

Der Zeuge widersprach jedoch Berichten von einer "aufwändigen Pyroshow" der Band, die zu dem Unglück geführt habe. "Es waren nur vier Torten mit Feuerwerk, zwei vor der Bühne, zwei auf zwei Säulen in der Halle. Nichts Spektakuläres." Die Band habe lediglich eine Pyroshow angekündigt, um möglichst viele Besucher anzulocken. Das Publikum unterschätzte wohl zunächst die Gefahr, die von den entzündeten Schallschutzmatten aus Polystyrol ausging. In Sekundenschnelle füllte sich der Club im Untergeschoss mit Rauch, dann brach Panik aus.

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SZ.de/dpa/AFP/chrb
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