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Tote durch gepanschten Alkohol:Tschechien stoppt Schnaps-Export

Mehrere Tote und Vergiftete: Wegen des Skandals um gepanschten Alkohol in Tschechien hat die Regierung in Prag jetzt ein Ausfuhrverbot für hochprozentige Spirituosen verhängt. Ministerpräsident Petr Necas hatte zuvor noch gehofft, die Vergiftungsserie mit schärferen Regeln in den Griff zu bekommen.

23 Menschen sind durch gepanschten Alkohol aus Tschechien schon gestorben - jetzt hat die Regierung in Prag durchgegriffen und alle Exporte von hochprozentigen Spirituosen gestoppt. Gesundheitsminister Leos Heger verkündete die Notmaßnahme mit sofortiger Wirkung. Von dem Ausfuhrstopp betroffen sind demnach Produkte, in denen mehr als 20 Prozent Alkohol enthalten sind, nicht aber die tschechischen Marken-Biere.

Prag reagierte damit auf Druck der Europäischen Kommission, die Tschechien zu dem Schritt gedrängt hatte. Seit Freitag gilt in Deutschlands Nachbarland wegen einer Vergiftungsserie bereits ein striktes Verkaufsverbot für Getränke mit mehr als 20 Prozent Alkohol. Aus den Spirituosen-Regalen wurden alle einschlägigen Produkte entfernt.

Ministerpräsident Petr Necas hatte zuvor erklärt, dass er auf eine Aufhebung des Verkaufsverbots hoffe, sobald neue Regelungen umgesetzt seien. Die sollten Hersteller verpflichten, künftig die Herkunft und den Inhalt ihrer Spirituosen auf den Flaschen kenntlich zu machen. Polen und die Slowakei hatten die Einfuhr von tschechischem Schnaps bereits vor dem Exportstopp verboten.

Derzeit liegen noch mehr als 30 Gift-Opfer mit schweren Gesundheitsschäden in Krankenhäusern. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie gepanschten Alkohol getrunken haben, der illegal hergestellt und dann unter Verwendung gefälschter Etiketten verkauft wurde, etwa als Rum oder Wodka. Konkrete Hinweise auf die Hintermänner haben die Behörden nach eigenen Angaben noch nicht.

Das Bundesverbraucherschutzministerium in Berlin hat inzwischen ausdrücklich vor dem Konsum einiger Spirituosen aus Tschechien gewarnt. Alkohol mit unklarer Herkunft sollte dort keinesfalls konsumiert werden, erklärte das Ministerium in Berlin.

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