Süddeutsche Zeitung

Texas:Trio stiehlt Hai aus Aquarium

Lesezeit: 2 min

Von Eva Casper

Tierliebe lässt Menschen hin und wieder irrationale Dinge tun. Insbesondere, wenn sich Herrchen oder Frauchen von einem geliebten Haustier verabschieden müssen. Einen Fischfreund aus Texas hat sein Trennungsschmerz nach dem Ableben eines seiner Tiere nun offenbar so weit getrieben, dass er bereit war, ein Verbrechen zu begehen - und einen neuen Hai zu stehlen.

Das Objekt seiner Begierde: Miss Helen, etwa 45 Zentimeter groß, Hornhai. Tatort: das San Antonio Aquarium.

Hornhaie schwimmen dort in einem "interactive shark touch pool", was einem Streichelzoo für Meerestiere gleichkommt. Besucher dürfen von oben mit den Händen ins Wasser fassen und die Tiere berühren. Das machte sich besagter Haifreund zunutze. Er hob Haiweibchen Helen vor den Augen anderer Besucher aus dem Becken, wickelte es in ein Tuch und verschwand mit seinen Begleitern, einem weiteren Mann und einer Frau, in Richtung Ausgang. Überwachungskameras zeichneten den Vorgang auf.

Auf einer weiteren Aufnahme ist zu sehen, wie sie das Tier, das in der Zwischenzeit offenbar in einen Eimer verfrachtet wurde, unter einem Kinderwagen platzieren und damit davonfahren. Mitarbeiter bemerken das Verschwinden von Miss Helen und rufen die Polizei. Die glaubte zunächst, das Ganze sei ein Scherz. "Ich habe schon oft erlebt, dass Katzen oder Hunde gestohlen werden, aber nie einen Hai", sagte Polizeichef Joseph Salvaggio dem Sender KSAT.

Es kommt immer wieder vor, dass seltene Tiere aus Zoos gestohlen werden. Der Handel mit ihnen ist lukrativ. Gerade für exotische Tiere zahlen Liebhaber viel Geld - und sind dabei mitunter willens, Artenschutzrichtlinien zu ignorieren oder ein illegales Beschaffen zu tolerieren. So machte im Jahr 2015 der Diebstahl von mehreren Tieren aus dem Dortmunder Zoo Schlagzeilen. Ein Hai-Diebstahl ist jedoch etwas Neues.

Ein Hornhai wie Miss Helen sei dem Aquarium zufolge etwa 2000 Dollar wert. Die Art bevorzugt das warme Salzwasser vor der südlichen Westküste der USA. Sie ernährt sich unter anderem von Krustentieren. Hornhaie werden maximal 1,20 Meter groß. Für den Menschen stellen sie keine Gefahr dar. Sie sind sehr ortsgebunden und kehren zum Ausruhen meist zu gewohnten Plätzen zurück. Für Miss Helen dürfte das Verlassen ihres Zuhauses also Stress bedeutet haben. Die Sorge, dass sie den Diebstahl nicht überleben könnte, war groß.

Dank der Aufnahmen aus der Überwachungskamera jedoch konnten Polizeichef Salvaggio und seine Leute den Hai-Dieb schnell ausfindig machen und den Hai zurückholen. Er habe sie gleich ins Haus gelassen und zu seinem Aquarium geführt, so die Beamten. Dort hielt der Mann offenbar verschiedenste, seltene Meerestiere. Er habe schon einmal einen Hornhai gehabt, der sei aber gestorben, sagte er den Beamten. Der Mann wurde verhaftet.

Miss Helen hat die Strapazen offenbar gut überstanden. Sie müsse nun in Quarantäne, um sicherzustellen, dass sie sich in dem fremden Bassin keine Krankheiten eingefangen hat, erzählt eine Pflegerin. "Sie ist eine Kämpferin. Ich bin stolz auf sie."

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