Süddeutsche Zeitung

Südtirol:Nach Lawinenunglück mit zwei Toten: Staatsanwaltschaft ermittelt

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Eine Gruppe von neun deutschen Tourengehern ist am Mittwoch im Skigebiet Schöneben-Haideralm im Vinschgau (Südtirol) abseits der Piste unterwegs, als sich in etwa 2100 Metern Höhe ein Schneebrett löst. Die folgende Lawine begräbt zwei Menschen unter sich: eine Mutter und ihre elfjährige Tochter, beide sterben.

Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Bozen gegen die übrigen Teilnehmer der Skitour. In Italien sei das Verhalten, das zur ungewollten Auslösung einer Lawine führt, eine Straftat. Wenn Menschen dadurch sterben, kann fahrlässige Tötung vorliegen, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Bereits im Vorfeld waren Vorwürfe erhoben worden, die Tourengeher hätten fahrlässig gehandelt. Tobias Folie, der Einsatzleiter der Bergrettung Reschen, sagte tageszeitung.it zufolge, die Tourengeher hätten bereits am Vormittag die Piste verlassen, um im freien Skiraum den Hang zu queren und den Neuschnee zu genießen. Er wirft den Tourengehern vor, sie seien "immer fahrlässiger geworden", hätten sich immer weiter von der Piste entfernt.

Das Mädchen war, laut Polizei, noch aus der Lawine gerettet worden, habe aber nicht überlebt. Die Mutter war lebensgefährlich verletzt worden und starb im Krankenhaus. Beide waren privat in Südtirol, sagte Thomas Mayer, der Sprecher ihres Skiclubs aus Ludwigsburg in Baden-Württemberg.

Der Vater des Kindes sei Augenzeuge des Unglücks geworden, er war es auch, der den Notruf absetzte, berichtet tageszeitung.it. Die Betroffenheit unter den Mitgliedern sei enorm, daher wolle man zurückhaltend mit dem Unglück umgehen, heißt es vom Ludwigsburger Skiclub. "Der Vorstand und der Vater des Kindes haben vereinbart, dass zunächst keine weiteren Erklärungen abgegeben werden." Die übrigen sieben Sportler waren der Polizei zufolge nicht von der Lawine verschüttet worden. Sie hatten das Schneebrett gegen 14 Uhr vermutlich selbst ausgelöst, als sie unweit einer Seilbahnstation unterwegs waren. Auf dem Hang unter dem Seeköpfl hatte es viel Neuschnee gegeben, zudem blies am Unglückstag starker Wind. Womöglich unterschätzte die Gruppe die Lawinengefahr.

Für die Retter war die Lage äußerst schwierig. Es herrschte schlechte Sicht, zudem fegte der Wind in dem Gebiet an der Grenze zu Österreich und es war bitterkalt. Hubschrauber konnten im Schneegestöber deshalb zunächst nicht fliegen. Die 45-jährige Mutter konnte der Nachrichtenagentur Ansa zufolge erst eine Stunde nach dem Unglück geborgen werden.

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